Intuitives Essen – mit Achtsamkeit zu mehr Wohlbefinden: Wir leben in einer Welt, in der immer mehr Menschen strikte Diäten und Ernährungsregeln einhalten, Kalorienzählen, restriktiv Essen und bestimmte Schönheitsideale gelten. Wir orientieren uns an den Regeln und lassen uns davon leiten. Oft spielt die eigene Intuition keine Rolle mehr, dabei weiß der Körper eigentlich, was er braucht. Nur wurde das abtrainiert – wir haben es verlernt. Auch das eigene Körpergefühl ist bei vielen nicht mehr vorhanden. Wann habe ich Hunger? Habe ich nur Appetit? Wann bin ich eigentlich satt? Wie fühle ich mich nach dem Essen? Oft werden so die eigenen Bedürfnisse des Körpers missachtet. Man beginnt, Lebensmittel nach „gut“ und „schlecht“ zu bewerten.
Was ist intuitives Essen?
Vielleicht haben Sie in letzter Zeit schon einmal vom intuitiven Essen gehört. Dabei ist es keine Modeerscheinung, sondern eine Lebensweise, die jeder in sich trägt und nur bei manchen verloren gegangen ist. Es geht darum:
- ein gesundes Verhältnis zum Essen aufzubauen,
- sich im eigenen Körper wohlzufühlen
- und die Signale des Körpers richtig zu verstehen.
Essensentscheidung durch Außenreize
Wir wurden nach bestimmten Regeln sozialisiert und so gestalten wir häufig auch unsere Mahlzeiten. Am Morgen gibt es Frühstück, mittags Mittagessen … Wir essen also nach den Tageszeiten. Aber haben wir in dem Moment wirklich Hunger oder essen wir nur aus Routine? Unsere Essensentscheidungen werden beeinflusst durch Außenreize wie z. B.:
- Gewohnheiten,
- Erziehung
- sowie gesellschaftliche Normen.
Nicht nur die Tageszeiten spielen bei den meisten Menschen für die Ernährungsweise eine große Rolle. Auch Emotionen lassen uns bestimmte Dinge essen. Beim intuitiven Essen sollte man sich immer wieder die Frage stellen, warum esse ich? Ist es Langeweile, Kummer, Frust, Belohnung oder Heißhunger? Es ist wichtig, diese Verhaltensmuster zu erkennen und zu durchbrechen. Ein kleines Ernährungstagebuch kann dabei helfen.
Essensentscheidung durch Achtsamkeit
Jede Person isst anders und hat einen anderen Körper(bau). Auch unsere Stoffwechselvorgänge können sich unterscheiden und verschiedene Lebensmittel wirken unterschiedlich auf uns. Es ist wichtig, sich das bewusst zu machen. Das Problem bei den meisten Diäten ist es, dass die eigenen Bedürfnisse des Körpers missachtet werden und es ist schwierig, auf Dauer gegen den eigenen Körper „anzukämpfen“. Deshalb kann es helfen, wenn man Frieden mit ihm schließt.
Indem man aufmerksam und achtsam isst, lernt man wieder, Hunger- und Sättigungsgefühle wahrzunehmen und die Essgewohnheiten entsprechend anzupassen. Es geht bei intuitiver Ernährung auch darum, zu hinterfragen:
- welche Lebensmittel wirklich gutgetan haben.
- nach welchen Lebensmitteln ich mich schlapp fühle.
- wann ich mich energiegeladen fühle.
Wer das bewusst hinterfragt, lernt seinen Körper und seine Bedürfnisse nach und nach besser kennen.
Natürlich ist es wichtig, dass man sich vorher mit einer gesunden Lebensweise auseinandergesetzt hat. Allerdings signalisiert der Körper auch, wenn er wichtige Nährstoffe misst und man dann Appetit auf bestimmtes Obert oder Gemüse oder eiweißreiche Lebensmittel entwickelt. Normalerweise will der Körper nicht nur Schokolade und Chips.
Es kann am Anfang sein, dass man Gewicht zunimmt. In der Regel pegelt sich das nach einer Weile ein. Der Vorteil im Vergleich zu einer klassischen Diät ist auch, dass es keinen Jojo-Effekt gibt.
Grundprinzipien des intuitiven Essens
Eigentlich gibt es beim intuitiven Essen keine Regeln – das ist gerade die Besonderheit. Aber wenn man viele Jahre sehr restriktiv gegessen hat, kann es sinnvoll sein, sich vor Augen zu führen, was beim intuitiven Essen wichtig ist:
- Hunger- und Sättigungsgefühl wahrnehmen: Ist es Hunger oder nur Appetit? Essen, wenn man hungrig ist und aufhören, wenn man satt ist – man muss nicht immer aufessen. Es kann helfen, sich erstmal eine kleine Portion auf den Teller zu nehmen.
- In den Körper spüren: Was wurde wie vertragen?
- Gründe für den „Hunger“ reflektieren: Nicht essen, um die Stimmung zu verbessern oder sich zu belohnen.
- Alles ist erlaubt: Es gibt keine verbotenen, keine „guten“ und „schlechten“ Lebensmittel. Es geht darum, ein ausgewogenes Verhältnis zu finden und ohne Schuldgefühle zu essen.
- Der Genuss steht im Vordergrund: Mit allen Sinnen essen und gründlich kauen.
- Frieden mit dem Essen und dem Körper schließen.
- In Ruhe und mit Zeit achtsam und aufmerksam essen: Keine Ablenkung durch Handy, soziale Medien, … Auf das Essen, den Geschmack, die Textur, den Geruch konzentrieren.
- Meditations- und Achtsamkeitsübungen: Solche Techniken können helfen, ein neues Körpergefühl aufzubauen.
- Geduld haben: Diese kann helfen, um den eigenen Körper kennenzulernen, Signale wahrzunehmen und zu verstehen.
- Nachsichtigkeit mit sich selbst üben: Es gibt Tage an denen braucht man mehr Nahrung und an anderen Tagen weniger – das ist völlig okay.
Vorteile des intuitiven Essens
Durch diese Ernährungsweise hat man die Möglichkeit, sein eigenes Körperbewusstsein zu stärken. Indem man auf die eigenen Bedürfnisse des Körpers achtet, entwickelt man ein tieferes Verständnis für die Signale des eigenen Körpers. Außerdem kann man sich so von bestimmten Ernährungsregeln befreien, die bei vielen Druck und Unzufriedenheit hervorrufen. Es ist wichtig, wieder ein „normales“ und entspanntes Verhältnis zum Essen zu entwickeln. Durch eine achtsame und ausgewogene Ernährung kann man sein allgemeines Wohlbefinden steigern sowie die körperliche und mentale Gesundheit fördern.
Intuitives Essen bei Adipositas
Bei der Hunger- und Sättigungsregulation spielen verschiedene Hormone eine wichtige Rolle wie z. B. Leptin und Insulin. Bei Adipositas reagiert der Körper häufig nicht mehr so sensitiv auf diese Hormone. Das Signal „satt“ kommt nicht richtig an und es wird weitergegessen – über die Sättigung hinaus. Dies ist eine typische gestörte Stoffwechselreaktion, die bei Adipositas auftritt. Das erschwert intuitives Essen natürlich unheimlich, kann es sogar unmöglich machen.
Wichtig ist, dass Betroffene sich dieser Tatsache bewusst sind. Es ist keine Charakterschwäche und hat nichts mit Stärke zu tun. Wenn die Person wieder Normalgewicht hat, sich der Hormonspiegel wieder normalisiert hat und der Körper auch wieder auf diese anspricht, ist es sinnvoll zu versuchen, die Hunger- und Sättigungssignale des Körpers wahrzunehmen und sich daran zu orientieren. Gerade bei Übergewicht kann es hilfreich sein, wieder ein gesundes Verhältnis zum Körper und zum Essen aufzubauen und zu lernen, sich nicht durch Emotionen beim Essen leiten zu lassen. Das kann durch intuitives Essen trainiert werden. Bei Übergewicht oder Adipositas sprechen Sie gern mit einem Arzt oder Heilpraktiker über das Thema.
In einer Welt, die von Schönheitsidealen, Diätkultur und Nahrungsmittelrestriktionen geprägt ist, kann das Konzept des intuitiven Essens eine erfrischende Alternative bieten. Indem wir lernen, auf die Signale unseres Körpers zu hören und ihn mit Achtsamkeit und Respekt zu behandeln, können wir eine gesunde Beziehung zu unserem Körper aufbauen und natürlich auch zum Essen selbst.
Quellen:
- https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungskommunikation/menschen-verstehen-und-staerken/intuitiv-essen-oder-nach-ernaehrungsregeln/
- https://www.tk.de/techniker/magazin/ernaehrung/essen-und-wissen/intuitives-essen-was-sagt-ihr-bauchgefuehl-2115018
- https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/ernaehrungsformen/intuitives-essen-abnehmen-ohne-verzicht-auf-ihr-lieblingsessen/
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Dieser Beitrag wurde von Anne Stoye verfasst. Sie ist Assistentin der Geschäftsleitung Ausbildung der Deutschen Heilpraktikerschule Leipzig.
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