Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dem Thema Hochsensibilität. Wenn ich anderen davon erzähle, bekomme ich häufig die Fragen gestellt, was das ist und ob ich selbst betroffen bin. Da viele überhaupt nichts darüber wissen oder nur Halbwissen verbreiten und ich auch schon Begriffe wie „Modekrankheit“ und Aussagen wie „Ist doch nicht so schlimm“ gehört habe, möchte ich den heutigen Blogbeitrag diesem Thema widmen. Leider ist auf diesem Gebiet die Forschung noch nicht ganz ausgereift, aber ich versuche die wichtigsten Fakten zusammenzutragen.
Jeder Mensch ist in seiner Empfindsamkeit unterschiedlich
Unser Gehirn nimmt äußere Reize wahr. Bei einer Person, die hochsensibel auf Reize reagiert, ist alles viel stärker ausgeprägt. Alle Sinne sind davon betroffen. Egal ob es Geräusche, Gerüche, Geschmack oder Bilder sind. Die Sinneskanäle sind bei den Betroffenen ständig offen, d.h. er nimmt alle Reize wahr. Egal, was in der Umgebung passiert – alles wird an das Gehirn gesendet. Dies kann sehr belastend und anstrengend sein. Auch kann dies im Alltag dazu beitragen, dass man schneller überfordert ist.
Dennoch: Hochsensibilität ist keine Krankheit sondern eine Charaktereigenschaft!
Daraus lässt sich schließen, dass sich die Hochsensibilität bei jedem Menschen anders äußert.
Deswegen möchte ich noch einmal auf die Punkte Überforderung und der daraus entstehenden Belastung eingehen. Für jeden Menschen kann eine Situation unterschiedlich sein oder anders empfunden werden. Es kommt immer darauf an, wie ein Mensch gelernt hat, mit solchen Situationen umzugehen.
Hier jedoch eine kleine Auflistung, welche Reize besonders oft von Betroffenen berichtet wurden:
- Straßenlärm
- Viele Gespräche in der Umgebung
- Volle Bahnen und Züge
- Verschiedene Gewürze beim Kochen
- Geburtstage/ Feiern/ Veranstaltungen
- Teamsportarten (zu viele Interaktionen auf einmal)
- Stimulanzien wie Alkohol und Drogen
- Zu viel Zucker
- Rauchen
- Parfum
Die Betroffenen erreichen schnell ihre Belastungsgrenzen und fühlen sich von Situationen stark belastet. Dadurch können physische und psychische Reaktionen auftreten wie:
- Kopfschmerzen
- Bauchschmerzen
- Magen-Darm-Beschwerden
- Kreislaufbeschwerden
- Schlafstörungen
- Weinerlichkeit
- Gereiztheit
- Verminderte Stressresistenz
Da es ein sehr junges Forschungsgebiet ist, sind die genauen Auswirkungen noch nicht klar definiert.
Hochsensible Menschen haben starke positive Eigenschaften
Jeder menschliche Charakter hat positive und negative Eigenschaften. Diese unterscheiden sich nach persönlichen Anforderungen, dem Lebensweg und der allgemeinen Lebenssituation. Die nun folgenden Stärken haben natürlich nicht nur hochsensible Menschen, aber sie sind bei diesen besonders ausgeprägt.
- Sehr aufmerksam
- Starkes Feingefühl
- Empathie
- Wahrnehmung ist ausgeprägt (auch die kleinste Kleinigkeit wird wahrgenommen)
- Denkfähigkeit (dies kann jedoch auch in die negative Richtung gehen wie z.B. zu viel grübeln)
- Vorstellungskraft
- Kreatives Potenzial
- Starke Freundschaften
- Starkes Bedürfnis nach Harmonie und Gerechtigkeit
Diese positiven Eigenschaften können immer weiterentwickelt werden, indem man dazulernt und sich weiterentwickelt.
Man lernt nie aus – Weiterentwicklung ist der Schlüssel
Zum Schluss möchte ich Ihnen noch in einem Kurztest ein paar Aussagen auflisten, mit denen Sie überprüfen können, ob Sie eventuell hochsensibel veranlagt sind. Dennoch ist dies kein wissenschaftlicher Test und dient nur zur Orientierung, um sich näher mit dem Thema Hochsensibilität auseinanderzusetzen:
- Nach einer Stresssituation brauchst du längere Erholungsphasen.
- Du lässt dich von Stimmungen deiner Mitmenschen stark beeinflussen und nimmst diese an.
- Egal, ob eine freudige oder negative Situation; dir fällt es leicht, dich an viele Einzelheiten zu erinnern.
- Laute Geräusche in deiner Umgebung stressen dich.
- Vermehrte Gerüche sind unangenehm.
- Du brauchst viel Zeit für dich alleine.
- Dein Feingefühl für andere ist stark ausgereift.
- Ungerechtigkeiten sind für dich ein No-Go.
- Bedürfnisse anderer nimmst du wahr und gehst darauf ein.
- Es gibt Phasen, in denen du ohne richtigen Grund sehr traurig bist.
- Neue Situationen werfen dich aus der Bahn.
- Bei einem traurigen Film / Lied fängst du schnell an zu weinen.
- Du hast für vieles eine Begeisterung.
- Tagträumen gehört in deinen Alltag.
Wenn Sie die meisten Aussagen bejahen konnten, ist das ein Indiz dafür, dass Sie hochsensibel sein könnten. Wenn Sie nähere Informationen wünschen, können wir Ihnen auf Anfrage gerne Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen empfehlen.
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