Gojibeere – überschätztes Superfood?

Gojibeere – überschätztes Superfood: Eine kleine, rote, schrumpelige Beere ist in aller Munde – im wahrsten Sinne des Wortes. Es geht um die Gojibeere. Diese kommt ursprünglich aus China und frisch erinnert sie ein bisschen an eine Chilischote. Aber keine Angst, scharf ist diese Wunderbeere nicht. Auch hier in Deutschland kann man den Beerenstrauch anpflanzen und die Früchte ernten. Roh schmeckt die Beere etwas gewöhnungsbedürftig, deshalb erfreuen sich verarbeitete Produkte großer Beliebtheit.

Die Gojibeere wird in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) verwendet. In China wird sie auch als „Beere des Glücks“ bezeichnet. Ihr werden viele positive Eigenschaften nachgesagt. Die Studienlage dazu ist aber relativ dünn.

Botanik

Als Gojibeeren werden die Früchte des Gemeinen Bocksdorn (Lycium barbarum) und des chinesischen Bocksdorns (Lycium chinense) bezeichnet. Die Bezeichnung „Goji“ bezieht sich auf die Region in China, wo die Beere heimisch ist. Der Bocksdorn ist ein Nachtschattengewächs (Solanacea), wie z. B. auch Kartoffeln oder Tomaten. Der sommergrüne und winterharte Strauch ist mittlerweile auch in Mitteleuropa heimisch und wird als Zier- oder Nutzpflanze kultiviert.

Inhaltsstoffe der Gojibeere

Die rote Beere enthält viele:

  • Mineralstoffe,
  • Ballaststoffe,
  • Eiweiße,
  • Antioxidantien
  • und sekundäre Pflanzenstoffe wie Lutein und Zeaxanthin.

Diese beiden Pflanzenstoffe gehören zur Gruppe der Carotinoide und wirken antioxidativ. Insbesondere ist auch der Vitamin A- (ca. 8.000 µg/100 g Gojibeeren), Calcium- (> 100 mg/100 Gojibeere) und Eisen-Gehalt (> 7 mg/100 g Gojibeeren) relativ hoch – immer bezogen auf die Trockenmasse.

Vitamin A ist sehr wichtig für die Augenfunktion, sodass der Gojibeere eine Verbesserung der Sehkraft nachgesagt wird. Tatsächlich muss man aber sagen, dass man, wenn man die Beeren nicht gerade in Kapselform einnimmt, in der Regel keine 100 g getrockneten Beeren zu sich nimmt und damit relativieren sich diese Zahlen auch wieder.

Vor allem wird mit dem hohen Vitamin-C-Gehalt geworben. Allerdings ist Vitamin C ein hitzeempfindliches Vitamin, d. h., wenn die Beeren mit viel Hitze verarbeitet wurden, ist am Ende nicht mehr viel Vitamin C übrig.

Aufgrund dieser vielen wertvollen Inhaltsstoffen wird sie auch als Superfood bezeichnet. Hinter der Gojibeere steckt mittlerweile eine große Industrie, die die Beere in vielen Formen verkauft, z. B.:

  • in Kapselform,
  • als Pulver,
  • getrocknet,
  • als Fruchtaufstrich
  • oder Saft.

Nachgesagte Wirkungen der Gojibeere und die Studienlage

Diesem Superfood werden zahlreiche Wirkungen nachgesagt:

  • Stärkung des Immunsystems und der Darmflora
  • Linderung bei chronischen Entzündungen
  • Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems
  • Hilfe bei Schlafproblemen, Augenerkrankungen und Bluthochdruck
  • Anti-Aging-Wirkung (Zellschutz, Neutralisieren freier Radikale)

Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) konnten diese zahlreichen Wirkungen der Gojibeere in Studien bislang nicht gezeigt werden. Es konnte kein ursächlicher Zusammenhang zwischen den behaupteten Wirkungen und der Einnahme der Beere gefunden werden. Deshalb sind gesundheitsbezogene Aussagen auch verboten.

Vorsicht: Das solltest du beim Verzehr der Gojibeere beachten

Aufpassen sollte man, wenn man blutverdünnende Medikamente (Vitamin-K-Antagonisten) einnimmt. Es gibt Berichte über Wechselwirkungen der Gojibeere mit diesen Medikamenten. Die Beeren scheinen den Abbau der Medikamente im Körper zu hindern.

Am besten ist es, wenn man die Beeren aus Deutschland bezieht – im Idealfall in Bio-Qualität. Denn es gibt Untersuchungen, die aufzeigen, dass die importierten Früchte häufig stark mit Pestiziden belastet sind, ebenso mit Schwermetallen und Mykotoxinen (Schimmelpilzgifte).

Fazit

Wunder sollte man durch diese Beere also nicht erwarten. Unsere heimischen Beeren können es nährstofftechnisch mit der Gojibeere aufnehmen. Ob Himbeeren, Brombeeren oder Heidelbeeren – sie sind sehr gesund und kleine Nährstoffbomben für unseren Körper, also auch Superfood! Außerdem müssen sie nicht einmal um die halbe Welt transportiert werden. Aber vielleicht probieren Sie es einfach selbst aus und schauen, was die kleine Beere für Sie bereithält. Die Gojibeere ist sehr dekorativ. Es könnte sich also auch aus diesem Grund lohnen, die Beere in Ihrem Garten zu kultivieren.

Quellen:

Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Ausbildungen zum Heilpraktiker für Naturheilkunde:

Dieser Beitrag wurde von Anne Stoye verfasst. Sie ist Assistentin der Geschäftsleitung Ausbildung der Deutschen Heilpraktikerschule Leipzig.

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