Ab und zu muss man Süßholz raspeln, um das zu bekommen, was man will. Nicht nur durch Schmeichelei einen Vorteil, sondern beispielsweise seine Gesundheit zurück. Denn aufgrund ihrer breit gestreuten Wirkung dient die Süßholzwurzel seit Jahrtausenden als Phytotherapeutikum.
Süßholz hat ein breites Anwendungsspektrum. Es empfiehlt sich vor allem bei Atemproblemen, es wirkt gut bei Verdauungsschwierigkeiten und Entzündungen. Mit seiner antiseptischen Wirkung kann es förderlich sein, Harnsteine aufzulösen und hilft bei Hautproblemen. Auch ist Süßholz für die Behandlung des Stoffwechsels und zur Stärkung der Abwehrkräfte einsetzbar. Die Pflanze eignet sich außerdem gut bei speziellen Frauenproblemen. Sie enthält sogenannte Phytoöstrogene, die die Auswirkungen eines Östrogenmangels oder auch Östrogenüberschusses ausgleichen können. So harmonisiert Süßholzwurzel bspw. bei Menstruations- und Klimakteriums-Beschwerden.
Herkunft
Das Süßholz kommt ursprünglich aus China und zählt dort heute zu den 10 wichtigsten Naturheilmitteln. Traditionell war es aber auch in Vorderasien und rund um das östliche Mittelmeer bekannt und in Verwendung.
Anbau
Süßholz zählt zu den Schmetterlingsblütlern und wird als verholzende Staude bis zu zwei Meter hoch. Es ist frostempfindlich und bevorzugt volle Sonne. An geschützten Standorten im Garten lässt es sich auch in unseren Breiten kultivieren. Um Wildbestände zu schützen und das Aussterben zu verhindern, sollte Süßholz als Medizinal-Pflanze sogar vermehrt angebaut werden.
Süßholz in der Hildegardmedizin
Hildegard von Bingen (Äbtissin und Gelehrte, 11. Jh.) bezeichnete es als Mittel gegen Lungenleiden und Verdauungsbeschwerden. Bemerkenswerterweise schrieb sie Süßholz auch eine Wirkung auf die Psyche zu. Nach Meinung der Universalgelehrten sollte es mild stimmen und Tobsucht unterdrücken, vermutlich weil Süßholz schon in antiken Heilpflanzenbüchern gegen Tollwut empfohlen wurde.
Im Mittelalter erweiterte sich die Anwendung der Heilpflanze. Lonicerus (Adam Lonitzer, deutscher Naturforscher, Arzt und Botaniker, 16. Jh.) führte aus, dass Süßholz gegen fast alle Gebrechen wie solche der Brust, Lunge, Leber, Magen, Blase und Nieren helfen könne. Moderne Untersuchungen zeigen, dass ein solch breites Indikationsgebiet sehr wahrscheinlich ist.
Anwendungsgebiete
Als wissenschaftlich belegt gilt in heutiger Zeit folgendes Anwendungsspektrum von Süßholz:
- Bei Erkältungskrankheiten der oberen Luftwege
- Bei Gastritis und Darmschleimhautentzündungen
- Magen- und Darmgeschwür vorbeugende Wirkung
- positiv bei Divertikeln (Ausstülpungen der Darmwände) und ihren Entzündungen
- in der Geschwürtherapie unterstützend
Süßholzwurzel kann begleitend eingesetzt werden bei folgenden Beschwerden:
- Entzündungen
- Allergien
- Oxidativer Stress
- Viren und Bakterien
- Thrombosen
- Diabetes
- Lebererkrankungen
- Absterben von Nervenzellen und Nervenfasern
Wirkstoffe von Süßholz
Die Süßholzwurzel zählt zu den am besten untersuchten Heilpflanzen. Sie enthält vielfältige Wirkstoffe, von denen bisher rund 400 entdeckt und untersucht wurden. Zu den wichtigsten zählen mehr als 20 Triterpensaponine. Eines dieser Saponine ist das Glycyrrhizin, das u.a. für den süßen Geschmack der Wurzel zuständig ist und ihr so zu ihrem Namen verhalf.
Daneben stecken in der Süßholzwurzel rund 300 Flavonoide. Diese sind nicht nur für die Gelbfärbung der Wurzel verantwortlich, ihnen werden auch folgende Eigenschaften zugeschrieben:
- Sie wirken gegen Bakterien.
- Sie können östrogenähnlich wirken (auf Knochen und Brust etc.), sie gelten daher als Phytoöstrogene.
- Sie regen die Gallenfunktion an.
- Sie haben eine antioxidative Wirkung.
- Sie können bei der Prävention von altersbedingten degenerativen Erkrankungen helfen wie z.B. Übergewicht, Alzheimer, Diabetes.
Mit Süßholz gegen Viren
Dass Süßholz auch eine antivirale Wirkung zeigt, ist besonders interessant. Denn dass eine Heilpflanze das Potential hat, erfolgreich gegen Viren vorzugehen, ist eher selten. Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass die Süßholzwurzel gegen viele Viren helfen kann. In Japan bspw. wird sie seit einigen Jahrzehnten gegen Hepatitis C und andere chronische Lebererkrankungen eingesetzt. In wissenschaftlichen Studien hat sich gezeigt, dass der Wirkstoff Glycyrrhizin die natürliche Immunreaktion erhöht, Viren in ihrem Wachstum hemmt und diese sogar inaktiviert.
Hilfreich bei Erkältung und Grippe
Da die Süßholzwurzel sowohl gegen Viren als auch gegen Bakterien vorgehen kann und entzündungshemmende, schleimlösende, antioxidative sowie immunmodulierende Eigenschaften besitzt, ist sie ein unterstützendes Mittel bei einem grippalen Infekt oder auch Grippe. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Wirkstoffe der Süßholzwurzel gegen diverse Grippeviren aktiv sein können.
Besonders bei Husten (vor allem Bronchialkatarrh) hat sich die Süßholzwurzel bewährt. Die beinhalteten Saponine regen die Schleimproduktion an und erleichtern das Abhusten, was für den natürlichen Heilungsprozess hilfreich ist. Nicht umsonst ist die Süßholzwurzel fester Bestandteil vieler pflanzlicher Hustensäfte.
Erleichterung für Magen und Darm
Schon Napoleon schätzte Süßholzwurzelpulver gegen seinen nervösen Magen, er soll stets Süßholzwurzelpulver mit sich geführt haben. Denn die Wurzel gilt ebenfalls als ein Mittel bei Völlegefühl, Blähungen, Reizdarm, Gastritis oder Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren. Sie kann die Schleimproduktion im Magen anregen und gilt deshalb als magenschützend. Sie soll in der Lage sein, das Bakterium Helicobacter pylori zu bekämpfen. Dieses Bakterium ist häufig die Ursache verschiedener schwerer Magen-Darm-Erkrankungen.
Leichtere Magen-Darm-Beschwerden können gut mit Süßholzwurzeltee behandelt werden.
Tee: Einen halben Teelöffel geschnittene Droge mit einer Tasse kaltem Wasser ansetzen, kurz kochen lassen und abgießen. Zweimal täglich eine Tasse trinken.
Bei Gastritis und Sodbrennen sind Teemischungen mit Kamille und Melisse angeraten.
Hinweis: Mit Süßholz gesüßte Tees (also Teemischungen) sind beim Einsatz von magenschädigenden Arzneimitteln (nicht corticoide Rheumamittel) sehr zu empfehlen.
Risiken und Nebenwirkungen
Risiken und Nebenwirkungen bei bestimmungsmäßiger Anwendung der therapeutischen Dosen der Droge sind nicht beschrieben.
Wissen und beachten sollte man, dass Süßholz, ähnlich wie Cortison, dazu führt, dass die Kaliumausscheidung erhöht und die Natriumausscheidung verringert wird. Das kann zu Schwellungen besonders im Bereich von Gesicht und Fußgelenken führen. Auch Bluthochdruck und Herzbeschwerden können die Folge sein.
Aus medizinischer Sicht wird daher empfohlen, Süßholz nicht länger als sechs Wochen anzuwenden. Außerdem sollte während der Verwendung von Süßholz auf eine kaliumreiche Nahrung geachtet werden (Bananen, getrocknete Aprikosen, Kartoffel, Reis).
Bei der Anwendung von Süßholz in Teemischungen sind keinerlei Überdosierungen zu befürchten. Grundsätzlich sollte die Medikation von Süßholzwurzel stets mit dem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker abgesprochen werden.
Einkauf und Qualität
Süßholzwurzeln erhält man in Apotheken, Bioläden, Teeläden etc. Die in Apotheken erhältlichen Süßholzwurzeln verfügen über Arzneibuchqualität. Das schließt Schadstoffbelastungen aus und garantiert einen Mindestgehalt an pharmazeutisch relevanten Inhaltsstoffen.
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