Blutwurz – die Arzneipflanze des Jahres 2024

Blutwurz – die Arzneipflanze des Jahres 2024

Blutwurz (Potentilla erecta, Syn.: Potentilla tormentilla) – die Arzneipflanze des Jahres 2024: Der Name wirkt im ersten Moment etwas verschreckend, lässt sich aber schnell erklären. Der verwendete Wurzelstock kann bis zu 50 Zentimeter in die Erde wachsen und verändert seine Farbe beim Anschneiden in einen Rotton, der durch eine Reaktion der Inhaltsstoffe mit Sauerstoff entsteht. Zudem färben sich aus ihm hergestellte Tinkturen tiefrot.

Aufgrund des optischen Bezuges zum Blut wurde sie schon im Mittelalter bei Erkrankungen, die mit dem Thema einhergehen, verwendet. Die wichtigste Indikation waren blutige Durchfälle, was ihr zudem den Namen Ruhrwurz verliehen hat. Aber auch bei Vergiftungen und Blutungsanomalien der Frauen kam sie zum Einsatz. Schon Hildegard von Bingen war mit ihr vertraut. Während der Pestepidemie im 14. Jahrhundert wurde sie in einigen Schriften erwähnt und galt zu dieser Zeit als Antipestmittel.

Ein kurzer Botanikausflug

Blutwurz fühlt sich in Mittel-, Nordeuropa und teilweise Asien in sämtlichen Höhen wohl, bevorzugt in Wäldern und Mooren, wo der Boden eher sauer ist. Sie gehört zu den Rosengewächsen und zeigt in ihrer Blüte die Verwandschaft zum Gänsefingerkraut. Jedoch weist sie in der Blüte eher untypische vier Kronblätter auf, statt der familientypischen fünf.

Blutwurz – die inneren Werte und ihre Bedeutung

Blutwurz ist die gerbstoffreichste Pflanze in unseren Breitengraden. Aus diesem Grund ist sie nicht nur als Heilpflanze wertvoll. Die 15 bis über 20 Prozent kondensierten Catechingerbstoffe wurden früher zum Gerben von Tierhäuten verwendet. Das entstandene Leder konnte im gleichen Atemzug durch die Inhaltsstoffe mit einem schönen Rot eingefärbt werden.

In der Medizin sind Gerbstoffe durch ihre hohe andringierende Wirkung generell beliebt bei Erkrankungen von Haut und Schleimhäuten. Sie stillt durch das Gerben der Haut sehr zuverlässig Blutungen. Die Ellagittannine sind stark entzündungshemmend. Aufgrund dieser beiden Wirkstoffe werden sie auch heute noch bei Durchfallerkrankungen und Darmentzündungen eingesetzt. Bei Colitits ulcerosa findet man in der Volksheilkunde auch die Möglichkeit des Einlaufes.

Die Extrakte weisen eine antioxidative Wirkung auf. Die Einsatzgebiete liegen hier bei Entzündungen des Mund-Rachen-Raums. Außerdem wird ihnen ein antiallergischer Effekt nachgesagt, da sie die Mastzelldegranulation blockieren. Zudem sind sie antiviral und immunstimuliernd. Wässrige Extrakte wirken bakteriostatisch.

Durch die Gesamtheit der Inhaltsstoffe werden Abkochungen von Blutwurz traditionell für Teilbäder und Umschläge verwendet, z. B. bei Hämorrhoiden, Verbrennungen, Erfrierungen und schlecht heilenden Wunden.

Anwendung von Blutwurz

Empfohlen werden vier bis sechs Gramm der Droge am Tag als Aufguss oder Abkochung. Bei den entsprechenden Zubereitungen nach Empfehlung des Herstellers. Vor allem Pulver hat sich bei Durchfall sehr bewährt, da es in tiefere Darmabschnitte vordringen kann und langsamer freigesetzt wird als in flüssigen Zubereitungen.

Gibt es Einschränkungen?

Keine Empfehlung aufgrund fehlender Studien gibt es bei Schwangeren, Stillenden und Kindern unter zwölf Jahren. Bei magenempfindlichen Personen kann es zu Magenbeschwerden mit Übelkeit und Erbrechen kommen. Hier sollte auf Alternativen zurückgeriffen werden.

Blutwurztinktur

Zutaten:

  • Blutwurz im Stück
  • 70-prozentiger Alkohol
  • Schraubglas

Durchführung:

Schneiden Sie Blutwurz in kleine Stücke und befüllen Sie das Glas zu einem Drittel damit. Gießen Sie das Glas nun mit dem Alkohol auf und schrauben es dann zu. Das Ganze lagern Sie drei bis vier Wochen an einem dunklen Ort und schütteln es hin und wieder. Danach seihen Sie es ab und füllen es in dunkle Flaschen ab.

Bei dem Vorgang sehen Sie, dass sich die Tinktur in der Zeit schön rot verfärbt hat. Nun ist die Tinktur mindestens ein Jahr haltbar und einsatzbereit. Sie kann verdünnt zur Mundspülung, für Sitzbäder oder Wundauflagen verwendet werden. Innerlich ist sie auch anwendbar, sollte Durchfall eine Rolle spielen. Äußerlich werden 20 Tropfen mit einem halben Glas Wasser verdünnt. Innerlich reichen zwei- bis dreimal täglich zehn Tropfen.

Blutwurzzahnpasta

Zutaten:

  • 2–3 Handvoll getrocknete Salbeiblätter
  • 2 EL feine Heilerde
  • 1–2 EL Birkenzucker/Xylit
  • 1 TL Blutwurzpulver
  • 2–3 Tropfen ätherisches Öl je nach Geschmack, z. B. Pfefferminze, Eucalyptus, Zitrone, Orange
  • Schraubglas

Durchführung:

Die Salbeiblättter mittels eines Mörsers oder einer Küchenmaschine pulverisieren. Davon zwei Esslöffel mit den anderen pulvrigen Zutaten vermengen und solange mischen, bis alle Zutaten gleichmäßig verteilt sind. Zum Schluss zwei bis drei Tropfen des gewünschten ätherischen Öls hinzugeben und erneut gut unterrühren. Die Mischung kann in einem Gläschen abgefüllt werden.

Aus hygienischen Gründen etwas von dem Pulver auf einen Teller geben und die angefeuchtete Zahnbürste eintauchen oder etwas Pulver auf die angefeuchtete Zahnbürste streuen. Geputzt wird, wie man es auch mit Zahnpasta gewohnt ist.

Vorteile:

  • Salbeiblätter wirken entzündungshemmend und antimikrobiell.
  • Blutwurz stärkt das Zahnfleisch.
  • Xylit härtet den Zahnschmelz.
  • Heilerde reinigt die Zahnoberfläche und bindet Schadstoffe.
  • Wir sparen Verpackung durch die Selbstherstellung und das Abfüllen in Gläschen.

 

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Dieser Beitrag wurde von Kristin Metz, Tutorin der Online-Ausbildung Phytotherapie, verfasst.

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