Wenn der Darm die Hormone in die Knie zwingt: Der Darm leidet häufig stumm. Hat man Probleme mit dem Hormonsystem denkt man nicht unbedingt an den Darm, insbesondere dann nicht, wenn man keine Bauchschmerzen, Durchfall oder andere nervige Auffälligkeiten hat. Dabei gibt es unzählige Symptome, die auf eine Darmdysbiose, also eine Fehlbesiedlung des Darms, hinweisen können, auch ohne, dass die Toilette zum Feindbild erklärt wird. So können Symptome an der Haut bis hin zu Neurodermitis, Migräne, depressive Verstimmungen, Allergien, Asthma, Infektanfälligkeit, Schwindel, Entzündungen und vieles mehr auf eine Problematik im Darm hinweisen. Selbst wenn eine Darmfehlbesiedlung nicht zwingend der (alleinige) Auslöser sein muss, wirkt eine Darmdysbiose verschärfend auf diese Erkrankungen. Und das kann lange gleichzeitig mit einem wunderschönen Stuhlgang stumm und leise vor sich gehen.
Als ob das die Hormone interessieren würde …
Zwei Systeme – zwei verschiedene Formenkreise – zwei verschiedene Problemketten: Hach, das wäre so schön sortiert! Das wünsche ich mir auch. Doch leider ist es so nicht.
Der Darm hat einen immensen Einfluss auf die Hormone und damit auch auf die Darmgesundheit und die richtige Besiedlung mit unseren Bakterien – von denen wir übrigens 100 Billionen bis 1 Billiarde an der Zahl mit uns rumschleppen, etwa 1,5 erstaunliche Kilogramm! Für die Produktion der Hormone ist die Aufnahme von Nährstoffen unerlässlich:
- Vitamine,
- Spurenelemente,
- Mineralstoffe,
- Aminosäuren.
Dies klappt nur mit einem gesunden Darm. Je schwerer die Fehlbesiedlung ist, desto weniger Nährstoffe kommen im Körper an. Das ist ein Problem, denn ohne Baustoff (die Nährstoffe) kann es kein fertiges Produkt geben (die Hormone).
Okay, Baustoffe – habe ich verstanden. Also ab zur Infusion?
Das kann zunächst tatsächlich helfen, um Depots aufzufüllen. Doch damit ist es noch nicht getan. Auf Dauer wäre es ja schon irgendwie schlau, wenn der Körper die Nährstoffe wieder über das Verdauungssystem aufnehmen könnte.
Aber der Darm hat einen weit größeren Einfluss auf das Hormonsystem als bis jetzt gesehen. So wird beispielsweise über 90 Prozent (!) unseres Serotonins in den enterochromaffinen Zellen des Dünndarms produziert und gespeichert. Serotonin gleicht unsere Stimmung aus und macht uns glücklich – außerdem wird daraus Melatonin produziert, was uns nachts zu einem guten Schlaf verhilft. Dopamin, unser Belohnungshormon, wird von speziellen Darmbakterien, z. B. Enterococcus faecalis, produziert und Angststörungen oder Depressionen können nachweislich durch einen Mangel an Bifidobacterium longum R0175 und Lactobacillus helvetiucs R0052 verschärft werden bzw. sogar entstehen.
Auch Vitamin K wird durch Darmbakterien synthetisiert, das dann wiederum antiöstrogen wirkt und einer Östradioldominanz gegensteuert. Apropos Östradiol: Produzieren die Darmbakterien zuviel Histamin – was bei einer Darmdysbiose häufig der Fall ist – wird die Östradiolsynthese verstärkt. Eine Östradioldominanz wird wahrscheinlicher.
Nicht zuletzt können Entzündungen im Darm Einfluss auf die Cortisolsynthese nehmen: Will der Körper die Inflammationen bekämpfen, wird hierfür das körpereigene Cortisol genutzt. Muss viel zum Einsatz kommen, steigt der Cortisolspiegel an, was Stresssymptome wie beispielsweise Bluthochdruck nach sich ziehen kann.
Und nun?
Arbeitet man an einer Hormondysbalance, bei der man irgendwie „feststeckt“, sollte man an den Darm denken, unseren allzu häufig stummen Begleiter. Denn ohne unseren Helfer Darm schafft es unser Hormonsystem nicht. Ohne den Darm gehen unsere Hormone in die Knie – früher oder später.
Ein Laborbefund über eine Stuhldiagnostik gibt Aufschluss über das, was die vielen Billionen Bakterien im Darm gerade so anstellen. Und anhand dessen ist es möglich, eine maßgeschneiderte Therapie zu beginnen, die dann auch dem Hormonsystem zugutekommt. Der Darm wird also mit speziellen Präparaten für den Darm, welche die Mängel oder Überschüsse in der Darmbesiedlung ausgleichen können, saniert.
Hier finden Sie alle Informationen zu unserer Online-Ausbildung zum Hormoncoach.
Dieser Beitrag wurde von Juliane Herzberg, Tutorin der Online-Ausbildung zum Hormoncoach, verfasst.
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