Reformator des Gesundheitswesens
Christoph Wilhelm Hufeland wurde am 12.08.1762 in Langensalza in einer Zeit der Umbrüche geboren. Als Sohn einer Medizinerfamilie genoss er in Weimar eine klassische Bildung und trat im Frühjahr 1780 sein Studium an der Universität in Jena an. Wahrscheinlich durch seinen Mentor J. Ch. Loder inspiriert wechselte er schon ein Jahr später an die Universität von Göttingen, wo er seien Studium der Anatomie vertiefte und Hufeland durch Blumenbach zur gründlchen Naturbeobachtung angehalten wurde. Bemerkenswert ist das Thema der Dissertation Hufelands, er schrieb über den Scheintod und die Möglichkeit, mittels elektrischen Strom Tiere wiederzubeleben.
Die allmähliche Erblindung seines Vaters zwang Hufeland zur Rückkehr und Übernahme von dessen Praxis im Jahr 1783. Seine Erfolge, sein reicher Erfahrungsschatz und sein umfangreiches Wissen bescherten ihm schnell Anerkennung und Respekt in der Weimarer Gesellschaft. Goethe, Schiller, Herder und Wieland wurden nicht nur persönliche Freunde, sondern waren ebenso Patienten von Christoph Wilhelm Hufeland. Durch die „Freitagsgesellschaften“ im Hause Goethe, wurde der Herzog von Jena auf Hufeland aufmerksam und holte ihn 1792 als Professor an die Universität in Jena. Dies war eine entscheidende Wendung im Leben Hufelands. In die Anfangszeit fallen viele Publikationen zu den Themen Scheintod, Baden als Mittel der Gesundheitsrestauration und vielen weiteren aktuellen Themen der Zeit. Hufeland initiierte den Bau des ersten Leichenhauses, in dem die Leichenschau durch einen Arzt durchgeführt wurde. Die Nagst bei lebendigem Leibe begraben zu werden, war im der zweiten Hälfte des 18. Jh. sehr groß. Nach diesem Vorbild entstanden zahlreiche Häuser und in die Ausbildung der Ärzte wurden die sicheren und unsicheren Todeszeichen als Lehrgegenstand aufgenommen.
1796/97 kam die 1.Auflage seines Werkes zur Entwicklung der Makrobiotik heraus. Sie machte Hufeland berühmt. Die Makrobiotik wurde in viele Sprachen übersetzt und gilt als klassisches Werk der Weltmedizin. Die Makrobiotik setzt auf den alten Lehren der Antike auf und nimmt sich der Theorie des Maßhaltens an, sie gibt dem Leser praktische „Verlängerungsmittel des Lebens“ mit auf den Weg.
Hufeland hatte viele Angebote an berühmten Universitäten seiner Zeit eine Professur anzutreten, blieb Jena aber bis zum Jahr 1801 treu. Erst die Französische Revolution bewegte Ihn dazu Jena zu verlassen und als Leibarzt der königlichen Familie tätig zu werden. Neben seiner Tätigkeit für die königliche Familie war er Direktor des Collegium Medicum und 1. Arzt der Charité. Seine ausgedehnt Praxis florierte alsbald ebenso. Vor allem das wohl der Bevölkerung lag Hufeland am Herzen, Er postulierte die Bademode als wichtige Hygienische Maßnahme, warb intensiv für das erste Impfzentrum in Berlin und wurde nicht müde seine Kollegen in zahlreichen Artikeln über die Wirkung des Badens aufzuklären.
Die Wirren des Krieges machten auch vor der königlichen Familie nicht halt. Hufeland begleitete 1806 Königin Luise und deren Kinder auf de Flucht, bis sie 1809 wieder nach Berlin zurückkehrten. Diese Belastungssituation führte zum Scheitern seiner 18-jährigen Ehe. Erst 7 Jahre später heiratete Hufeland ein zweites Mal. In den Jahren nach 1810 widmete sich Hufeland dem weiteren Ausbau seiner aufklärenden Strukturen. Er schuf ein Institut zur Weiterbildung von Ärzten und sorgte auch für dessen Absicherung in Notlagen („Hufeland’sche Stiftung“, Gründung 1830). 1827 dehnte er mit seiner Schrift „Von den Krankheiten der Ungeborenen und Vorsorge für das Leben und die Gesundheit des Menschen vor der Geburt“ seine Theorie der Gesundheitsprophylaxe auf das Ungeborene aus. Hufeland genoss zu Lebzeiten schon eine ungewöhnlich große Anerkennung, zu seinem 50jährigen Doktor-Jubiläum wurden ihm zahlreiche Ehrungen zuteil, wie sie nur selten ein Arzt in dieser Zeit erhalten hat. In den 1830’er Jahren zog er sich aufgrund der Verschlimmerung seines Augenleidens auf sein Landgut in Berlin zurück, wo er schließlich im am 25.08.1836 verstarb.
Hufeland bleibt als Menschenfreund, Reformator, Aufklärer und Revolutionär der Medizin in Erinnerung. Die moderne Medizin verdankt ihm sehr viel. Er zeigte u.a. den Zusammenhang von Armut und Krankheit auf, ihm lagen die Kindergesundheit und die Bildung der Frau besonders am Herzen.