Die Mariendistel ist ein Korbblütler. Dieser Familie gehören viele bekannte Heilpflanzen an, wie die Kamille oder der Löwenzahn. Dass sie den Disteln zugehört, kann man ihr sehr gut ansehen. Einer Sage nach kommen die weißen Flecken auf den Blättern von Marias Milch, als sie Jesus säugte. Sie wird auch als Frauendistel bezeichnet und kommt ursprünglich aus Südeuropa, Südrussland und Kleinasien. Mittlerweile findet man sie auch vereinzelt in Mitteleuropa. Was kann die Mariendistel? Wie ist sie anzuwenden? Und für wen ist eine Einnahme empfehlenswert?
Die Mariendistel ist seit Jahrtausenden bekannt
Schon Dioskurides, ein griechischer Arzt im 1. Jhd. n. Chr., empfahl sie als galletreibendes Mittel, bei Schlangenbissen und Übelkeit. Die Wirkungen in Bezug auf Leber, Galle und Vergiftungen waren also schon damals bekannt.
Ein paar Jahrhunderte später (15./16. Jhd.) wurde es von Paracelsus laut der Signaturenlehren bei innerwändigem Stechen eingesetzt. Heute bezeichnen wir es als Seitenstechen.
Der starke und eindeutige Bezug zur Leber wurde durch die Arbeit des Arztes J.C. Redebacher im 18 Jhd. bekannt. Er stellte als Erster wirkliche Untersuchungen im Sinne der heutigen Forschungen an.
Wie ist die Mariendistel anzuwenden?
Verwendet werden vor allem die Früchte. Sie enthalten den Naturstoffkomplex Silymarin, eine Sammlung verschiedener Flavonoide, bei denen die wichtigsten Silybinin, Silydinin und Silychristin sind. Empfohlen werden 200 bis 400 Milligramm Silymarin am Tag. Diese Angabe ist wichtig, da jedes Präparat unterschiedliche Konzentrationen enthält.
Die Stoffe sind schlecht in Wasser löslich, so dass diese vor dem Aufgießen eines Tees wenigstens angestoßen werden sollten. Am besten eignen sich Extrakte, die in Form von Tropfen, Kapseln und Tabletten angeboten werden.
Was kann das Powerpaket?
Die Mariendistel gilt im Allgemeinen als leberschützend. Sie ist in der Lage, die Millionen von Leberzellen vor dem Eindringen von Toxinen zu schützen. Diese können unter Umständen den Zelltod bedeuten. Das ist fatal, denn die Leber ist das wichtigste Entgiftungsorgan. Sie beseitigt ungesunde Stoffe wie Medikamente, Umweltgifte und Stoffwechselendprodukte. Weiterhin dient die Leber als Speicher für Vitamine, Mineralien und Nährstoffe. Einen Teil davon kann sie sogar selbst herstellen und dem Körper bei Mangelernährung oder einseitiger Ernährung bis zu einem gewissen Grad aushelfen.
Wird sie in ihren Aufgaben überfordert, kommt es zu einer Zerstörung der Leberzellen. Es entstehen entzündliche Prozesse, die am Ende zu einem bindegewebigen Umbau führen können. Dieser Prozess wird auch Zirrhose genannt. Die Leber verliert Ihre Funktion, was sich auf das komplette Allgemeinbefinden niederschlagen kann. Auch das Gehirn wird in seiner Leistung beeinträchtigt. Erste Anzeichen für eine Überforderung der Leber können Müdigkeit sein und ein regelmäßiges Aufwachen in der Nacht zwischen 2 und 3 Uhr.
Mariendistel wirkt diesen Entzündungen entgegen und verlangsamt den Umbau in Bindegewebe. Sie ist in der Lage, freie Radikale zu neutralisieren und damit den oxidativen Stress zu senken. Des Weiteren stärkt sie die Membranen der Zellen. Das macht Giftstoffen das Eindringen schwerer.
Silymarin verbessert die Regenerationsfähigkeit der Leber. Die Leberzellen (Hepatozyten) können sich schneller reparieren und sowohl zelluläre als auch strukturelle Schäden beseitigen. Die Leber ist das einzige Organ, welches sich nahezu 100 % wieder regenerieren kann. Beeindruckend ist, dass bei Operationen im Bedarfsfall bis zu 80 % der Leber entfernt werden können. Schon nach ca. 6 Monaten hat die Leber in den meisten Fällen ihre ursprüngliche Größe wiedererlangt.
In der Schulmedizin wird Silymarin als Mittel gegen eine Knollenblätterpilzvergiftung verwendet. Es verdrängt regelrecht die Stoffe in der Leber und schützt damit vor dem Zelluntergang. Dafür gibt es bis heute keine chemische Alternative.
Für wen ist eine Einnahme sinnvoll?
Umso zeitiger man es anwendet, desto besser. Dann sind die Erfolge am größten. Einsatz findet es bei:
- toxischen Lebererkrankungen,
- chronischem Alkoholkonsum,
- leberschädigenden Arzneimitteln und
- Umweltgiften.
Wer keine Symptome hat, kann seiner Leber trotzdem etwas Gutes tun und zweimal jährlich eine Kur über sechs bis acht Wochen machen. Auch hier sind Kapseln oder Tinkturen üblich. Denn in der heutigen Zeit hat die Leber aufgrund der Umweltbedingungen und unserer Ernährungsweise genug zu tun.
Das Schöne ist, dass es sich mit jeglichen Arzneimitteln verträgt und bei Menschen, die viele Medikamente einnehmen, nichts zu beachten ist. In seltenen Fällen kann es abführend wirken. Und da hört der Beipackzettel schon auf. Man kann es also nur richtig machen.
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Dieser Beitrag wurde von Kristin Metz, Tutorin der Online-Ausbildung Phytotherapie, verfasst.
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