TCM bei Rückenschmerzen – ein Blick über den Tellerrand: Fast jeder Mensch kennt sie: Rückenschmerzen. Sie sind inzwischen so weit verbreitet, dass sie fast schon zur „Volkskrankheit“ geworden sind. Ob durch stundenlanges Sitzen im Büro, schwere körperliche Arbeit oder schlicht durch Stress – Rückenschmerzen haben viele Gesichter.
Manchmal sind sie ein dumpfes Ziehen im unteren Rücken, manchmal ein stechender Schmerz zwischen den Schulterblättern. Sie können akut auftreten nach einem langen Arbeitstag oder einer falschen Bewegung – oder sich chronisch über Jahre hinziehen.
Die Schulmedizin hat viele Erklärungsansätze:
- Bandscheibenvorfälle,
- Muskelverspannungen,
- Wirbelblockaden,
- entzündliche Prozesse.
Oft wird mit Schmerzmitteln, Physiotherapie oder Bewegung behandelt. Und das ist auch gut so – aber was, wenn das alles nicht ausreicht? Was, wenn die Beschwerden immer wiederkehren oder sich trotz aller Maßnahmen nicht bessern?
Der Mensch ist mehr als nur ein Körper
Hier lohnt sich ein Perspektivwechsel. Denn: Schmerzen sind nicht nur ein rein mechanisches Problem. Unser Körper ist ein komplexes System, das ständig auf innere und äußere Reize reagiert. Stress, emotionale Belastung, Erschöpfung – all das kann körperliche Symptome auslösen oder verstärken.
Und genau an diesem Punkt wird es interessant, auch einmal über den westlichen medizinischen Tellerrand hinauszublicken – zum Beispiel in die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM).
TCM: Rückenschmerzen als Zeichen innerer Disharmonie
In der TCM gelten Rückenschmerzen nicht nur als körperliches Symptom, sondern als Hinweis auf ein Ungleichgewicht im gesamten System von Körper, Geist und Energie. Besonders häufig sieht die TCM einen Zusammenhang mit dem Funktionskreis der Nieren – nicht im anatomischen Sinn, sondern energetisch.
Die Nieren gelten als „Wurzel des Lebens“ und versorgen Knochen, Rückenmark und Wirbelsäule mit Energie. Ist diese Energie geschwächt, z. B. durch chronische Erschöpfung, Kälte, Überarbeitung oder auch emotionalen Stress, kann sich das in Rückenschmerzen äußern – insbesondere im unteren Rücken.
Ebenso kann ein Ungleichgewicht im Leber-Qi – oft ausgelöst durch unterdrückte Emotionen wie Wut oder Frustration – zu Verspannungen und Schmerzen im Bereich des Rückens führen, besonders im oberen und mittleren Rücken.
Aber auch äußere Einflüsse wie Wind, Kälte und Feuchtigkeit können laut TCM in den Körper eindringen und dort Schmerzen verursachen – vor allem, wenn der Körper bereits geschwächt ist.
Die Behandlung: ganzheitlich und individuell
Anders als in der westlichen Medizin, bei der oft ein Symptom im Mittelpunkt steht, betrachtet die TCM immer den ganzen Menschen. Das bedeutet: Eine Rückenschmerzbehandlung wird individuell abgestimmt – je nachdem, welche Art von Ungleichgewicht vorliegt.
TCM-Methoden gegen Rückenschmerzen – ganzheitlich heilen
Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden unserer Zeit. Während in der westlichen Medizin oft nur das Symptom behandelt wird, geht die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) einen Schritt weiter: Sie sucht nach der energetischen Ursache der Schmerzen und behandelt den Körper ganzheitlich.
1. Akupunktur
Akupunktur gehört zu den bekanntesten Methoden der TCM. Durch das gezielte Setzen von Nadeln an bestimmten Punkten wird der Energiefluss (Qi) harmonisiert. Häufig verwendete Punkte bei Rückenschmerzen sind:
- Du 4 (Mingmen) und BL23 (Shenshu): Stärken das Nieren-Qi, besonders bei Schmerzen im unteren Rücken.
- LG14 (Dazhui): Hilft bei Verspannungen im oberen Rücken.
- BL40 (Weizhong): Lindert Schmerzen entlang der Wirbelsäule.
2. Kräutermedizin
Chinesische Heilkräuter wirken schmerzlindernd, durchblutungsfördernd und entzündungshemmend. Beispiele:
- Du Huo (Art eines chinesischen Engelwurzes) bei Kälte-bedingten Schmerzen
- Yan Hu Suo (chinesischer Lerchensporn) zur Schmerzlinderung
- Chuan Xiong (chinesischer Liebstöckel) und Dang Gui (Art eines chinesischen Engelwurzes) zur Förderung der Blutzirkulation
- Kräuter werden individuell kombiniert und als Tee, Tinktur oder Kapsel verabreicht.
3. Moxibustion
Hierbei wird Beifußkraut über bestimmten Akupunkturpunkten abgebrannt, um Wärme tief ins Gewebe zu bringen. Besonders wirksam bei Schmerzen, die durch Kälte oder Feuchtigkeit verursacht werden.
4. Ernährung nach TCM
Die richtige Ernährung unterstützt den Heilungsprozess:
- Warme, gekochte Speisen wie Eintöpfe stärken das Qi.
- Wurzelgemüse nährt und beruhigt.
- Gewürze wie Zimt, Ingwer und Knoblauch fördern die Durchblutung und vertreiben Kälte.
5. Qi Gong & Tai Chi
Diese sanften Bewegungsformen fördern den Energiefluss, stärken die Rückenmuskulatur und verbessern die Haltung. Ideal für chronische Beschwerden oder sitzende Tätigkeiten.
6. Akupressur & Tuina-Massage
Durch gezielten Druck oder Massage werden Blockaden gelöst und Verspannungen im Rücken effektiv gelindert.
Fazit: Rückenschmerzen brauchen mehr als Schmerzmittel
Rückenschmerzen sind vielschichtig. Sie sagen etwas über unsere Haltung – nicht nur körperlich, sondern oft auch im übertragenen Sinn. Die TCM lädt uns ein, tiefer zu schauen: Wo fehlt Energie? Wo herrscht Spannung – im Körper oder im Leben?
Wenn du also unter wiederkehrenden oder chronischen Rückenschmerzen leidest, lohnt sich vielleicht der Weg zu einem TCM-Therapeuten. Nicht als Ersatz, sondern als sinnvolle Ergänzung zur westlichen Medizin. Denn manchmal beginnt Heilung genau dort, wo man nicht nur den Schmerz behandelt – sondern den Menschen als Ganzes.
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Dieser Beitrag wurde von Corina Baum-Müller, Tutorin der Online-Ausbildung TCM, verfasst.