Tagebuch führen – nur etwas für Teenager oder ein wirkungsvolles Therapietool der Verhaltenstherapie?

Tagebuch führen – nur etwas für Teenager oder ein wirkungsvolles Therapietool der Verhaltenstherapie?

Tagebuch führen – nur etwas für Teenager oder ein wirkungsvolles Therapietool der Verhaltenstherapie?

Erinnern Sie sich noch an die Tagebücher mit dem kleinen Schlüssel, die es früher gab? Haben Sie vielleicht sogar auch so eines besessen? Wenn Sie Tagebuch geführt haben, wissen Sie auch noch, wie Sie sich während und nach dem Schreiben gefühlt haben? Haben Sie sich nach dem Schreiben entspannter gefühlt? Hatten Sie das Gefühl durch das Schreiben fühlen Sie sich klarer im Kopf?

Vielleicht haben Sie auch manchmal das Bedürfnis, sich etwas von der Seele reden zu müssen, dann verliert die Situation ihren Schrecken, das Chaos im Kopf und die übermächtigen Wellen der Emotionen ebben ein wenig ab. Nicht nur reden hilft, sondern auch das Aufschreiben der Gedanken, Gefühle und Handlungsweisen.

Tagebuch führen ist nicht nur eine wunderbare Möglichkeit, Gedanken und Gefühle schriftlich festzuhalten, sondern für sich selber einige Dinge zu klären, sich über Gefühle klar zu werden und vielleicht auch die eine oder andere Erkenntnis daraus zu ziehen.

Tagebuch als Therapieform!

Heutzutage wird das Tagebuch auch gerne in der Psychotherapie verwendet, genauer gesagt, in der Verhaltenstherapie, dort wird das Tagebuch als Stimmungsprotokoll bezeichnet.

Themen können bspw. Ängste, Schmerzen, Stress, Depression oder bestimmte Handlungsweisen sein. Sinn und Zweck ist hier, das Verhalten zu protokollieren, festzuhalten mit Uhrzeit, Gefühlen, Gedanken und evtl. anschließend erfolgter Konsequenz. Somit erhält der Patient durch die Selbstbeobachtung nicht nur in seiner Gedanken- und Gefühlswelt Struktur, sondern auch der Therapeut bekommt einen Einblick in die Seele des Klienten. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Erkennen der Zusammenhänge der kognitiven Prozesse und der damit verbundenen Handlungsweisen im Alltag des Patienten.

So kann ein solches Protokoll aussehen:

 

Uhrzeit:
Datum:
Auslösende Situation:
Gedanken bspw.: „Die halten mich bestimmt für zu doof dafür“Emotionen bspw. Angst, Ärger, Scham usw. Verhalten bspw. Vermeidung einer bestimmten SituationVerhalten bspw. Vermeidung einer bestimmten Situation

 

Dieses Protokoll kann auch noch um eine 5. Spalte erweitert werden, in der das aktuelle Befinden auf einer Skala 1 – 10 festgehalten wird oder auch eine 6 .Spalte, in der der Patient einen weiteren Skalenwert aufschreiben kann, wie es ihm ergeht, nachdem er ein bestimmtes Verhalten ausgeführt hat, damit er sich wieder besser fühlt.

Ein weiteres Beispiel für ein Ärgertagebuch finden Sie hier:

Uhrzeit:
Datum:
Auslöser:Gedanken:Gefühle:Körperliche Veränderungen:Verhalten:

 

Suchen Sie sich ein Thema aus und probieren Sie es aus, schreiben Sie vier Wochen lang täglich Ihr Tagebuch und beobachten Sie, was es mit Ihnen macht! Nehmen Sie dabei eine beobachtende Position ein, machen Sie nicht den Fehler, sich reinzusteigern, sondern halten Sie sich ganz klar an Ihre selbst erstellten Kriterien in den Spalten.

Was möchten wir mit dem Tagebuch führen erreichen?

Im Endeffekt möchte die Verhaltenstherapie erreichen, dass die Klienten durch das Führen des Tagebuchs den Zusammenhang zwischen Gedanken und Gefühlen erkennen und dadurch in der Lage sein werden, Kognitionen umstrukturieren zu können, sprich Veränderung der irrationalen Bewertungen, die der gegenwärtigen Störung zugrunde liegen, umsetzen zu können.

Bisher war es meist so, dass der Klient davon ausging, dass die Situation die unangenehmen Gefühle unwiederbringlich auslöst. Wir interpretieren eine Situation, unsere Gedanken entscheiden darüber bspw., wieviel Stress wir empfinden. Denn es sind nicht die Dinge selber, die den Menschen beunruhigen, sondern ihre Vorstellung von den Dingen. Der Klient soll möglichst erkennen, dass er der Situation bzw. seinen Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert ist, sondern durch ein aktives Handeln eine Veränderung seiner Gefühle erlangen kann und somit neue, angenehme Erfahrungen machen kann.

Wenn Sie weitere Therapietools aus der Verhaltenstherapie erfahren möchten, melden Sie sich für das Fachseminar Verhaltenstherapie hier an der Deutschen Heilpraktikerschule München an!

Dieser Beitrag wurde von Nicole Steckenleiter verfasst. Sie ist Inhaberin der Deutschen Heilpraktikerschule München.

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