Begründer der modernen Hydrotherapie
Am 17.Mai 1821 kam Sebastian Kneipp als Sohne einer armen Weberfamilie in Stephansried zu Welt. Bedingt durch die Armut seiner Familie musste Kneipp schon im jungen Alter von elf Jahren täglich mit am Webstuhl oder als Viehhirte im Dorf arbeiten. Trotz der Armut der Familie besuchte Kneipp die Dorfschule und wechselte danach in Sonn- und Feiertagsschule nach Ottobeuren. Den Mut zu einem Bruch gab ihm die Vernichtung seines Elternhauses durch eine Brand. Er verlor dabei sein Ersparnisse und sah im Heimatort keine Perspektive mehr.
In Grönenbach fand er eine Anstellung und Kaplan Matthias Merkle nahm sich seiner an. Durch intensive Unterweisung von Merkle in Latein, konnte Kneipp ab 1844 das Gymnasium in Dillingen besuchen. Hier schloss er mit hervorragenden Leistungen ab. Während seiner Gymnasialzeit erkrankte Kneipp an Tuberkulose (“Bluthusten“). 1848 nahm er sein Studium der Theologie in München auf. Gleich im ersten Jahr seines Studiums verschlechterte sich sein Zustand sehr. Durch Zufall entdeckte er das Buch von Johann Siegmund Hahn „Unterricht von der Heilkraft des frischen Wassers“ (1743) und kurierte sich im Selbstversuch durch mehrfaches kurzes Baden in der eiskalten Donau. Bestärkt durch seine Genesung behandelte er heimlich lungenerkrankte Kommilitonen. Sein Ehrgeiz und Interesse war nun vollends geweckt. Literaturstudium und ein reger Austausch bestärkten ihn in der Behandlung von Patienten.
1853 kam es jedoch zur ersten Anklage wegen Kurpfuscherei. Kneipp behandelte, obwohl er keinen Heilberuf erlernt hatte. Kneipp war Theologe mit dem Ziel, Menschen von Ihren Leiden zu erlösen bzw. diese zu mildern. Seine Karriere in der Kirche bescherte ihm bis dato drei Kaplanstellen. Vor Gericht erwirkte er das Zugeständnis, Patienten behandeln zu dürfen, die nachweislich keine Hilfe bei Ärzten oder Apothekern gefunden haben oder einfach zu arm seien, um sich einen Arzt zu leisten. Während der Choleraepidemie, die im gleichen Jahr ausbrach, half er selbstlos mit. Sein furchtloser Einsatz brachte ihm den Beinamen „Cholerakaplan“ ein.
1855 nahm Kneipp im Kloster Wörishofen die Funktion als Beichtvater und Hausgeistlicher ein. Er leitete die Mädchenschule des Dominikanerinnen-Klosters, unterrichtete selbst, gründete weitere Schulen, reformierte die Landwirtschaft in und um das Kloster. In der eigenen Badestube behandelte er Gäste des Klosters. Sein Ruf eilte ihm bald voraus und es kamen immer mehr Hilfesuchende nach Wörishofen. Wörishofen florierte und entwickelte sich zum Kurort der Kneippschen Anwendungen.
Die folgenden Jahre waren geprägt von Reisen durch Europa, durch welche seine nunmehr immer weiter ausdifferenzierte Methode immer bekannter wurde. Dankbare Patienten und Spenden von überzeugten Kneipp-Anhängern erlaubten ihm u.a. die Förderung von Kranken- und Waisenhäusern. Kneipp bestand zeitlebens darauf, mittellose und Waisenkinder kostenfrei zu behandeln.
Sebastian Kneipp starb im Alter von 76 am 17.06.1897 in Wörishofen. Noch heute erinnert ein Kneipp-Museum im Kloster der Dominikanerinnen an das Leben und Wirken Sebastian Kneipps.