Kleine Kügelchen, große Wirkung
Die Homöopathie ist eine faszinierende Methode um akute und chronische Erkrankungen schnell und nachhaltig zu heilen. Für eine erfolgreiche Anwendung ist neben umfangreichen Kenntnissen der einzelnen Arzneimittel auch ein Verständnis der Theorie notwendig. Doch was vereint Sie als Leser und uns als Heilpraktikerschule? Es ist die Neugier mehr über diese faszinierende Heilkunde wissen zu wollen. Viele Wege führen uns zusammen – eigene Erlebnisse oder die unserer Kinder, Arbeitskollegen oder Freunde, eine Empfehlung, ein Zeitungsartikel, einzelne Seminare oder sogar schon Unterrichtseinheiten in der Heilpraktikerausbildung.
Wir kennen aus Apothekenzeitschriften und Ratgebern die Methode der bewährten Indikation. Bei dieser Art von Schnupfen nehme man dies, bei jener jenes… Verwendet man D-Potenzen, treten keine schädlichen Nebenwirkungen auf usw. Diese Behandlungsmethode ist weit entfernt von dem, was Hahnemann einst entwickelte und an seine Schüler weitergab.
Die Homöopathie ist seit ihrer Gründung durch Samuel Hahnemann eine lebendige Heilkunst. Ihre Anhänger haben es verstanden, aufbauend auf den Lehren von Hahnemann, das Wissen zu mehren und weiterzuentwickeln. Es sind inzwischen eine Vielzahl von Strömungen entstanden, die nicht immer im Geiste Hahnemanns handeln, die jedoch alle gemeinsam ihre Handlungen auf einige wenige Prinzipien zurückführen lassen: das Ähnlichkeitsprinzip, die Lebenskraft und die Ganzheitlichkeit, die Erfahrungsheilkunde, sowie die kleinste Dosis und Reinheit der Arznei.
Welches Wirkprinzip steckt hinter Homöopathie?
Samuel Hahnemann wurde 1755 in der Zeit der Aufklärung geboren. Die Naturwissenschaften entwickelten sich sprunghaft, insbesondere auf den Gebieten der Mathematik, der Physik und der Chemie. Trotz des neuen Geistes setzte man in der Heilkunst auf althergebrachte Methoden mit viel Tradition, kritiklosem und irrationalem Vorgehen. Methoden wie der Aderlass, das Klistier, die Verabreichung von Giften und Gemischen als Heilmittel bestimmten die Arztpraxen und universitären Vorlesungen. Krankheitserreger waren unbekannt, Hygiene praktisch nicht vorhanden. Hahnemann muss über einen außerordentlich klaren, analytischen Geist verfügt haben und den Mut, altbekanntes in Frage zu stellen. Über seine ersten Arzneimittelprüfungen, seine logische Auseinandersetzung mit Krankheit und Gesundheit fand er seinen Weg zu einem völlig neuen Ansatz in der Heilkunde – der systematischen Umsetzung des Prinzips heile „Ähnliches mit Ähnlichem“ unter Verwendung verdünnter und potenzierter Arzneien. Aus seinen Krankenjournalen sind die ersten homöopathischen Behandlungen um das Jahr 1802 nachzuweisen. 1810 veröffentlichte er die erste Ausgabe des „Organon der rationellen Heilkunst“ worin er in Paragrafenform seine Theorien und Erkenntnisse darlegte.
Homöopathie kommt aus dem altgriechischen hómoios für ‚gleich, ähnlich‘ sowie páthos für ‚Leid, Schmerz oder Gefühl‘, wörtlich also ‚ähnliches Leiden‘. Der Gedanke, dass Ähnliches durch Ähnliches geheilt werden kann, ist bereits seit Jahrhunderten Theorie. Schon Hippokrates von Kos (460 v. Chr. – um 370 v. Chr.) stellte diese Theorie auf. Hahnemann baut diesen Ansatz aus und fügt ihm in seiner Theorie die systematische Arzneimittelprüfung am gesunden Menschen sowie die Methodik der Verdünnung und Potenzierung hinzu.
Was bedeuten die Potenzen?
Die Herstellung homöopathischer Arzneien obliegt in Deutschland nach dem Arzneimittelgesetz den Apothekern. Unabhängig von diesen gesetzlichen Rahmenbedingungen unterliegt die Herstellung homöopathischer Arzneien genauen Vorschriften. Diese liegen für jedes einzelne Mittel vor und beschreiben das genaue Vorgehen zur Rohstoffgewinnung, z.B. Ernte, verwendete Pflanzenteile, Auszüge, Zubereitungen usw. Bereits Hahnemann begann mit der Aufstellung dieser Daten im Homöopathischen Arzneibuch (HAB), welches ergänzt bis heute die Arbeitsgrundlage darstellt.
Die Verarbeitung erfolgt gemäß der Vorschrift für die gewünschte Potenz (D-, C- und LM-Potenzen).
D-Potenzen basieren auf der Verdünnung der Urtinktur im Verhältnis 1:10. D1 entspricht also einer Verdünnung der Urtinktur von 1:10 mit Alkohol. Jedoch genügt die Verdünnung allein nicht, die so bereitete Lösung wird noch zehnmal geschüttelt bzw. geklopft (dynamisieren). Die D2 wird demnach hergestellt durch die nochmalige Verdünnung der D1 von 1:10 und anschließender Dynamisierung usw. D8 würde beispielsweis einer Verdünnung von 1:100.000.000 und einer achtmaligen Verschüttelung entsprechen. C-Potenzen werden 1:100 verdünnt. Sonst gleicht das Vorgehen dem der D-Potenzen, jedoch ist die Verdünnung höher.
Die Stufen der 50-Millesimalreihe werden als LM- sowie Q-Potenzen bezeichnet. Beide haben gemeinsam, dass bei jeder Stufe 1:50.000 verdünnt wird. Wesentlicher Unterschied ist die Verarbeitung.
LM-Potenzen gehen auf die Urtinkturen zurück. Auch werden größere Globuli verwendet. Sie werden als Globuli, aufgelöst in Wasser oder Alkohol verabreicht. Q-Potenzen gehen direkt auf Hahnemann zurück. Es wird eine Lösung im Verhältnis 1:500 hergestellt, diese mit einem Alkohol-Wasser-Gemisch 1:100 verdünnt (insgesamt also 1:50.000) und anschließend 100-mal dynamisiert. Ein Tropfen dieser Lösung wird auf 500 Mikroglobuli gegeben und getrocknet. So erhält man die Q1. Die Potenz Q2 wird hergestellt durch Auflösen eines Globuli der Q1 in 100 Tropfen Alkohol-Wasser-Gemisch, 100-maliger Dynamisierung und Auftropfen eines Tropfens auf 500 Globuli mit anschließender Trocknung. Eine Q3 entspricht schließlich einer 1:125.000.000.000.000 Verdünnung mit 300-facher Dynamisierung.
Textliches Urheberrecht: Dr. Martina Hanner
3sat bietet in seiner Mediathek eine Wissenschaftsdokumentation zum Thema Homöopathie.