Die Königin der Nacht – ein besonderes Kaktusgewächs

Die Königin der Nacht – ein besonderes Kaktusgewächs

Die Königin der Nacht – ein besonderes Kaktusgewächs

Jetzt denkt sich der ein oder andere, was Mozarts Zauberflöte auf dem Blog der Deutschen Heilpraktikerschule® zu suchen hat!? Sie haben ganz recht! Nämlich gar nichts! Aber…
… die Königin der Nacht ist außerdem ein Kaktusgewächs, das hauptsächlich in den Wüsten von Mexiko und dem Süden der USA vorkommt sowie auf den karibischen Inseln.

Der Kaktus – Der Außerirdische unter den Pflanzen

Kakteen sind schon recht eigene Gestalten in der Pflanzenwelt. An klassischen Blattstrukturen mangelt es. Sie wohnen eher in kargen Umgebungen und wirken auch bewegungsarm. Ihre Art zu wachsen hat natürlich seinen Sinn. Die Dornen sind eher zurückgebildete Blätter, aber auch Teile der Stammstruktur können je nach Art als diese angesehen werden. Sie verringern dadurch ihre Oberfläche, damit sie weniger Wasser verlieren, was angesichts ihrer bevorzugten Wohnorte eine nützliche Eigenschaft darstellt. Die meisten Arten sind zudem noch mit einer Art Wachsschicht überzogen, was diesen Effekt verstärkt.

Nahezu alle Kakteenarten bringen wunderschöne Blüten in verschiedenen Farben hervor — eine bunte Vielfalt, die man ihnen auf den ersten Blick gar nicht zutrauen möchte.

Die Königin der Nacht nimmt unter den Kakteenpflanzen eine Sonderstellung ein, denn sie hat nicht den typischen dicken Stamm oder die fleischigen Blätter. Sie schlängelt sich mit ihren bis zu zwei Zentimeter dicken Stämmchen regelrecht durch die Gegend und krallt sich mit Luftwurzeln und Kletterdornen in Felswänden fest. Treffen diese auf Erde, wandeln sie sich in normale Bodenwurzeln um und bilden eine neue Pflanze.

Unsere „Hauptdarstellerin“ nimmt auch bei ihrer Blüte eine eigene Kategorie ein. Diese Blüte ist 15-30 cm groß, außen hat sie dünne bräunliche Blätter, nach innen werden sie hellgelb und dann weiß. Ihr betörender Duft nach Vanille und ihre anmutende Schönheit machen sie zu einem gern gesehenen Gast auf Fensterbänken und in botanischen Gärten.

Letzteres machen aus der Blütezeit ein wahres Event. Jede Blüte erblüht nur einmal gegen 18, 19 Uhr und verblüht bei Dämmerung wieder. Aus diesem Grund werden Besucher ausnahmsweise auch zu Schließzeiten in die Gärten gelassen, auch wenn sich das Aufblühen schlecht auf den Tag genau planen lässt. Hier stehen meist mehrere Pflanzen, die wiederum mehrere Blüten tragen, um die Besucher nicht zu enttäuschen.

Fledermäuse fühlen sich von ihrem extravaganten Vanilleduft angezogen und holen sich des Nachts den Nektar. Damit sorgen sie gleichzeitig für die Bestäubung. Es entstehen Früchte, ähnlich groß wie eine Tomate, rot bis gelblich und essbar. Sie gehört zu den Drachenfrüchten.

Columbus entdeckt Amerika und die Königin der Nacht erobert Europa

Ihre Heilwirkung war schon bei den Indianern bekannt, die sie als Mittel gegen Rheuma und Herzbeschwerden einsetzten. Auch Hautausschläge, Blasenentzündungen, Fieber und Wurmerkrankungen wurden mit ihr behandelt.

Christoph Columbus brachte sie Ende des 15. Jh. aus Amerika mit nach Europa. Wirklich bekannt wurde sie hierzulande erst 1864. Denn der italienische Arzt Rocco Rubini schätze zu dieser Zeit als Erster ihre Wirkung. Seine Beobachtungen haben für so viel Furore gesorgt, dass man die Königin der Nacht unter Artenschutz stellen musste, damit sie nicht ausgerottet wird.

Sie wurde auch standardmäßig in vielen medizinischen und pharmazeutischen Werken geführt, in den neuen Bundesländern sogar bis zur Wende 1989. Bis zu den Zeiten von Rubini wurde die getrockenete Blüte in Wachs getaucht und dann als Fackel verwendet. Das kann man bis heute in ihrem Namen wiederfinden (Selenicereus grandiflorus – selene = griech. für Mond, cereus= lat. für Wachs, grandiflorus = lat. große Blüte).

Trotz Wirkung und Erfahrung – ein Opfer der modernen Betrachtung

Die Inhaltsstoffe sind nur wenig erforscht und es herrschen rege Diskussionen darüber. Lange wurde neben den erwiesenen Flavonoiden und herzwirksamen Glykosiden auch Alkaloide als Wirkstoff vermutet. Diese können je nach Dosierung und Wirkweise auch schädliche Eigenschaften besitzen. Heutzutage wird das Alkaloid Tyramin sogar als Hauptverantwortlicher für Ihre Wirkung angesehen.

Beobachtet wurde eine gefäßerweiternde Wirkung auf die Herzkranzgefäße und die peripheren Gefäße. Hier erscheint die Angina pectoris (Herzenge) als die erste sinnvolle Indikation.

Ihre Anwendung bezieht sich auch auf nervöse Herzbeschwerden und Herzrhythmusstörungen unterschiedlicher Genese. Positive Berichte gibt es auch bei Krampfzuständen des Zwerchfells und der Gebärmutter. Eine Abkochung soll besonders bei Frauen als Aphrodisiakum wirken. Entsprechend der Blüte verspricht sie Sinnlichkeit für eine Nacht.

In der Homöopathie wird sie immer dann verwendet, wenn sich innerlich ein Engegefühl breitmacht. Dies umfasst zum Beispiel Beschwerden des Herzens, der Brust, Kehle, des Unterleibs oder auch der Psyche.

Aufbereitet wird es heute ausschließlich homöopathisch. In komplexhomöopathischen Zubereitungen findet man es zumeist in D1, also in optimaler Wirkstärke.

Trotz vieler Jahrzehnte erfolgreichen Einsatzes und Erfahrungen in Europa, gilt ihre Wirkung heute als fraglich. Seit 1990 bewertet die Kommission E die Königin der Nacht negativ und riet von ihrer Verwendung ab. Einen wirklichen Grund, außer die dürftige Datenlage nach heutigem Kenntnisstand, gibt es dafür nicht.

 

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Dieser Beitrag wurde von Kristin Metz, Tutorin der Online-Ausbildung Phytotherapie, verfasst.

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