Cannabis – legal und egal?

Cannabis – legal und egal?

 

Cannabis legal und egal: Kaum ein anderes Thema wurde so heiß diskutiert, wie die Legalisierung von Cannabis. Die Meinungen dazu gehen sehr weit auseinander. Die einen sehen darin Chancen, dass Menschen, die es aus gesundheitlichen Gründen brauchen, schneller bekommen. Die anderen sehen eine verdummende Jugend nachwachsen. Tabak und Alkohol sind salonfähig, also warum nicht auch Cannabis? Ist es wirklich die Einstiegsdroge schlechthin? Oder wird mehr aufgebauscht als notwendig?

Ob diese Entscheidung richtig war, wird sich zeigen. Die Regierung hat sich einen Beobachtungszeitraum von fünf bis sieben Jahren gegeben. Sollte das „Experiment“ in die Hosen gehen, besteht die Möglichkeit, dass die Legalisierung wieder rückgängig gemacht wird. Aber zunächst mal ein paar Zahlen, Daten und Fakten.

Geschichtlicher Exkurs

Seit tausenden von Jahren ist Hanf eine bekannte Nutz- und Heilpflanze. Archäologische Funde lassen darauf schließen, dass der Nutzhanf und die daraus gewonnenen Fasern (Flachs) schon vor ca. 30.000 Jahren von unseren Vorfahren verwendet wurden.

Er kommt ursprünglich aus Zentralasien. Durch die Verbreitung des Menschen findet man ihn mittlerweile nahezu weltweit in der gemäßigten Klimazone. Hanf ist mit dem Hopfen verwandt und stammt Vermutungen nach von ihm ab. Vor ca. 27,8 Mio. Jahren soll er sich von seinen Ursprüngen gelöst und eine eigene Gattung gebildet haben.

Bis ins 20. Jahrhundert war Hanf in der Textilindustrie und vielen anderen Bereichen nicht wegzudenken, da Hanf einfach anzubauen, sehr anspruchslos und widerstandsfähig ist. Sie wurde zusehends von den Kunstfasern abgelöst. Seit den 90ern erfährt sie eine kleine Renaissance. Die Nachfrage ist allerdings höher, als es die Produktion im Moment zulässt.

Hanffaser ist sehr widerstandsfähig und eignet sich zum Hausbau ebenso wie als Basis für Farben, Lacke, Waschmittel und vieles mehr. Die Hanffaser ist der Baumwollfaser in vielerlei Hinsicht überlegen und auch für die Herstellung bestimmter Papiere geeignet. Sie verschleißt nicht so schnell, weswegen alte Druckerzeugnisse, die hunderte Jahre alt sind, bis heute erhalten bleiben.

Medizinischer Aspekt von Cannabis

Was man nicht von der Hand weisen kann, ist die Tatsache, dass Hanf eine sehr interessante Heilpflanze ist, die hohes Potential besitzt, verschiedenste Krankheiten und Symptome positiv zu beeinflussen. Schon seit Jahrzehnten wird hier sehr erfolgreich geforscht.

Die enthaltenden Cannabinoide wirken:

  • entspannend auf Psyche und Muskulatur,
  • allgemein beruhigend,
  • gegen Brechreiz,
  • schmerzlindernd
  • euphorisierend
  • und regen auch den Appetit an.

Das Cannabinoid Tetrahydrocannabiol (THC) hat zudem eine psychotrope Wirkung und ist der Wirkstoff, der die Pflanze so umstritten macht.

So wird THC oder THC-haltiges Cannabis schon seit vielen Jahren auch in Deutschland eingesetzt bei:

  • Nebenwirkungen einer Chemotherapie im Zuge einer Krebserkrankung
  • Multiple Sklerose.
  • krankheitsbedingter Abmagerung bringt es den Appetit zurück und hilft beim Aufbau des Körpers.
  • Depressionen
  • und in der Schmerztherapie.

Nebenwirkungen können sein:

  • Antriebs- und Motivationsmangel
  • Reizhusten
  • Bluthochdruck
  • Verminderung der motorischen Fähigkeiten
  • Muskelschwäche, Muskelzittern
  • Unruhe, Angst, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit

Bei einer Überdosierung kann es zu folgenden Symptomen kommen:

  • Wahrnehmungsstörungen
  • verändertes Zeit- und Raumempfinden
  • Verwirrtheit, Halluzinationen
  • Schwindel
  • Sprachstörungen
  • stark verminderte Gedächtnisleistung

Vom Gebrauch absehen sollte man:

  • während schwerer depressiver Phasen,
  • bei Suizidgefahr
  • und innerhalb der Schwangerschaft und Stillzeit.

Warum hat Cannabis so unterschiedliche Wirkungen im Körper?

Der Grund ist die Wirkung im Endocannabinoiden System. Die Pflanze ist hier tatsächlich auch Namensgeber. In den 90ern des letzten Jahrhunderts entdeckte ein Hochschulprofessor die Andockstellen der Cannabinoide im Gehirn. Und es wurden körpereigene Stoffe gefunden, die genau wie die Inhaltsstoffe des Hanfs ebenso dort andocken. Sie greifen also nur auf ein körpereigenes System zurück und triggern die Wirkung. Das erklärt aber auch die sehr individuellen Auswirkungen. Denn der Gehirnstoffwechsel ist ja auch bei jedem unterschiedlich ausgeprägt. Die Wirkung auf den Rezeptor CB1 im Gehirn macht Cannabis gefährlich und nützlich zugleich.

In der Forschung ist die Wirkung auf den CB2-Rezeptor in den letzten Jahren immer mehr in den Vordergrund gerückt. Hier wirken die Cannabinoide direkt im Immunsystem. Die regulierenden und positiven Eigenschaften finden erfolgreich Anwendung bei Autoimmun- und Krebserkrankungen. Gerade die USA ist diesbezüglich sehr weit. Auch die Züchtung weniger gefährlicher Sorten bei gleicher positiver Wirkung auf den Organismus stehen ebenfalls im Fokus.

Cannabis als Nahrungsergänzungsmittel

Viele Jahre standen auch die Nahrungsergänzungsmittel mit Cannabis hoch im Kurs und sind es durchaus auch noch. Sie werden aus Nutzhanf hergestellt und enthalten somit nur unter 0,2 Prozent THC. Das reicht für eine berauschende Wirkung nicht annähernd aus.

Da der Gesetzgeber durch unzureichende Prüfungen die gefahrenlose Nutzung dieser Produkte nicht garantieren kann, sind Mittel zum Einnehmen rar geworden. Rechtlich dürfen sie maximal als Lebensmittel oder Aromaöl verkauft werden. Laut Verpackung wird von einer Einnahme häufig abgeraten. Produkte, die Monate zuvor noch zur oralen Anwendung erlaubt waren.

Wie es an dieser Front weitergeht, bleibt abzuwarten, da die so genannten CBD-Öle breite Akzeptanz erfahren haben. Viele hatten eine gute Alternative für Schmerzen, Unruhe und weitere Beschwerden gefunden, ohne eine berauschende Wirkung zu haben.

CBD (Cannabidiol) ist neben THC das am meisten erforschte Cannabinoid und könnte eine vielversprechende Alternative zum umstrittenen THC bedeuten. Hoffen wir also, dass die Datenlage irgendwann reicht, um den Status als Nahrungsergänzungsmittel wiederzuerlangen. Aber nun zurück zum Streitthema.

Warum hat man sich eigentlich für eine Legalisierung entschieden?

Auch darüber könnte man sicher einen eigenen Artikel schreiben. Ganz grob erklärt, erhofft man sich eine Regulation des Schwarzmarktes und möchte eine bessere Qualität der Ware. Die illegal erworbenen Produkte weisen sehr häufig eine hohe Belastung an Schadstoffen auf, was häufig schädlicher sein kann als Cannabis allein. Durch einen kontrollierten Anbau und eine Qualitätsüberprüfung soll der Konsument quasi geschützt werden vor mangelhafter Ware.

Was sieht der Gesetzgeber nun vor?

Seit dem 1. April 2024 ist es einer Person ab 18 Jahren erlaubt, bis zu 25 Gramm Cannabis für den nicht medizinischen Gebrauch mit sich zu führen. In der eigenen Wohnung dürfen sogar bis zu 50 Gramm gelagert werden. Der Einkauf ist nur über lizensierte Händler legal.

Am eigenen Wohnort darf man zudem bis zu drei Pflanzen anbauen. Allerdings ausschließlich für den Eigenbedarf. Die Weitergabe oder der Verkauf sind Privatpersonen nicht erlaubt. Auch der räumliche Abstand während des Konsums zu Menschenansammlungen und Betreuungseinrichtungen für Kinder ist geregelt. Mindestens 100 Meter Abstand sind hier einzuhalten.

Der Konsum selbst war tatsächlich auch vorher schon erlaubt und wurde nicht geahndet. Nur der Besitz war bis dato strafbar. Konnte man damals THC im Blut nachweisen, aber keinen Besitz, gab es keine rechtlichen Konsequenzen, so lange durch den Konsum keine Folgen für die Umwelt erzeugt wurden.

Für den medizinischen Bedarf ist Cannabis bzw. THC schon seit 2011 in Deutschland zugelassen. Sowohl als fertiges Arzneimittel, aber auch als Rohstoff, so dass Apotheken individuelle Mittel und Dosierungen im Auftrag herstellen können. Diese Regelungen bleiben von der neuen Gesetzgebung unberührt. Cannabis für den medizinischen und den nichtmedizinischen Gebrauch werden völlig unterschiedlich behandelt.

Bedeutung von Cannabis für den Heilpraktiker

Die CBD-haltigen Produkte waren bei vielen Heilpraktikern schon sehr beliebt. Die neuen Regelungen bezüglich dieser Produkte machen eine Empfehlung nun schwer. Denn wenn diese nicht mehr eingenommen werden dürfen, haben sie therapeutisch eigentlich keine Relevanz mehr.

Aber bieten THC-haltige Produkte nun eine Möglichkeit? Die Meinungen spalten sich auch hier durchaus in zwei Lager. Auch wenn man den Nutzen in den Vordergrund bringt, so ist trotzdem nicht zu vernachlässigen, dass Anwender unter dem Einfluss:

  • nicht arbeitsfähig sind,
  • keine Fahrzeuge führen dürfen
  • und teilweise im Alltag eingeschränkt sind.

Und ein Heilpraktiker wünscht sich für seine Patienten eine uneingeschränkt bessere Lebensqualität.

Meiner Meinung nach könnte Cannabis als Ergänzung durchaus eine Möglichkeit darstellen. Aufgrund der Einschränkungen ist ein regelmäßiger, sogar täglicher Gebrauch zu hinterfragen. Da die legale Vertriebskette aktuell noch nicht wirklich hergestellt ist, könnte ein Heilpraktiker es nach aktuellem Stand so oder so nicht einfach mal so verordnen.

Fazit

Was den Aspekt der Einstiegsdroge betrifft, ist es schwer, ein abschließendes Urteil zu finden. Meine persönlichen Erfahrungen haben mich schon in meiner Jugend von Hanf und schlimmerem ferngehalten. Aber das trifft ja nicht auf alle zu.

Und natürlich kennt man Menschen im näheren Umfeld, die auch schon vor der Legalisierung Kontakt mit der Droge hatten. Und auch Patienten erzählen von Ihren Erfahrungen mit der Droge. Sind das immer Junkies? Das kann ich definitiv mit „Nein“ beantworten.

Die Frage ist, wie oft wird konsumiert und warum? Sind die Gründe seelischer Natur, begeht man damit dauerhaft eine emotionale Flucht, ist die Gefahr einer Abhängigkeit wesentlich höher und auch das Greifen zu härteren Sachen naheliegender.

Mit Cannabis sollte man auf jeden Fall genauso verantwortungsvoll umgehen, wie mit den Alltagsdrogen Nikotin und Alkohol auch. Am Ende macht die Dosis das Gift. Ob die Politik den richtigen Weg eingeschlagen hat, wird die Zeit uns beantworten.

 

Hier finden Sie alle Informationen zu unserer Online-Ausbildung Phytotherapie.

 

Dieser Beitrag wurde von Kristin Metz, Tutorin der Online-Ausbildung Phytotherapie, verfasst.

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