Blattkohl ‒ Gemüse des Jahres 2025 und 2026: Auf den ersten Blick klingt das Thema vielleicht wie eine bloße Sammlung saisonaler Rezepte. Doch da täuschen Sie sich – ich übrigens auch, wenn Sie das tröstet. Denn hinter dem vermeintlichen „Grünzeug“ steckt wesentlich mehr.
Botanische Aufklärung
Der Begriff Blattkohl ist kein Synonym für eine einzelne Kohlsorte, wie wir sie aus dem Supermarkt oder dem eigenen Garten kennen. Vielmehr verbirgt sich dahinter eine ganze Gattung aus der Familie der Kreuzblütler: Brassica oleracea. Ihre Mitglieder sind uns gut bekannt:
- Grünkohl
- Weißkohl
- Rotkohl
- Spitzkohl
- Wirsing
- Kohlrabi
- Palmkohl
- Rosenkohl u.v.m.
Ursprünglich stammt der Blattkohl aus dem Mittelmeerraum. Heute ist er aus den Küchen weltweit nicht mehr wegzudenken und wird entsprechend global angebaut. Seine teilweise enorme Haltbarkeit von mehreren Monaten, je nach Sorte, hat ihn einst als Wintergemüse etabliert.
Die inneren Werte
Vitamin C und Eisen
Kohl enthält das wertvolle Vitamin C und kann damit den Tagesbedarf decken. Dieses Vitamin ist wichtig für das Immunsystem und den Aufbau von Kollagen. Zum anderen unterstützt es die Aufnahme des ebenfalls enthaltenen Eisens.
Da der Vitamin-C-Gehalt durch Kochprozesse reduziert werden kann, sind Zubereitungen wie Dünsten vorzuziehen. Auch roh sind die Kohlsorten zu verzehren. Man sollte sie dann nur zum besseren Essen sehr fein schneiden oder im Smoothie verarbeiten.
Vitamin K1
Besonders hervorzuheben ist bei vielen Kohlsorten – insbesondere beim Grünkohl – der hohe Gehalt an Vitamin K1. Dieses Vitamin spielt bei der Blutgerinnung eine wichtige Rolle. Das ist für den gesunden Menschen völlig okay.
Aber Achtung: Menschen, die aufgrund einer Vorerkrankung sogenannte Blutverdünner einnehmen, müssen unter Umständen mit großen Mengen an Kohl vorsichtig sein. Diese Vorsichtsmaßnahme gilt ausschließlich bei den Medikamenten vom Cumarin-Typ (Marcumar®, Falithrom®). Solange die Kohlsorten nur eine Beilage sind und gelegentlich gegessen werden, dürfen auch Anwender dieser Medikamentenart Blattkohl ohne Folgen genießen.
Vitamin A / Beta-Carotin
Wenn man Vitamin A hört oder Beta-Carotin, denken viele erstmal an Karotten. Tatsächlich hat Kohl ebenfalls sehr viel davon. Und auch hier läuft der Grünkohl anderen Gemüsen mal wieder den Rang ab. Mit 4 mg pro 100 g enthält er mehr als doppelt so viel wie die Karotte und ist damit das beta-carotin-reichste Gemüse. Das braucht der Körper für eine gesunde Haut und Schleimhaut, es schützt das Herz-Kreislauf-System und ist wichtig für ein gesundes Sehen.
Mineralien
Neben dem bereits erwähnten Eisen enthalten die Blattkohle noch Calcium, Magnesium und Kalium. Diese Mineralien brauchen wir für gesunde Muskeln, Knochen und auch für eine intakte Herzgesundheit.
Ballaststoffe
Allgemein bekannt ist, dass Blattkohl viele Ballaststoffe enthält. Zum einen ja super, da diese top für unsere Darmbewohner sind, zum anderen führen diese bei vielen zu den unangenehmen Folgen der Darmwinde. Die enthaltenen Schwefelstoffe im Kohl sorgen dann noch für olfaktorische Herausforderungen der Verdauungsgase. Wer Ballaststoffe nicht gewohnt ist, den betrifft das natürlich mehr. Der Darm kann sich tatsächlich daran gewöhnen. Also anfangs eher kleine Mengen zuführen und nach und nach erhöhen.
Da gerade wir Deutschen unseren Kohl gern deftig mögen, würzen wir Kohl gern mit Kümmel, was die Blähungen reduzieren kann. Fett und Alkohol, der auch häufig kombiniert wird, kann die Auswirkungen eher verschlimmern.
Blattkohl als Heilmittel ‒ Kohlwickel
Unsere Großeltern kannten vor allem Weißkohl und Wirsing noch als günstiges Mittel in der Hausapotheke. Sie dienen als Wickel hervorragend zur ersten Hilfe bei Gelenkschmerzen, Entzündungen der Gelenke oder Brustwarzen.
Dazu nimmt man zwei bis drei Blätter. Die Menge hängt natürlich auch von der Fläche der zu behandelnden Stelle ab. Die Blätter werden auf ein Küchenbrett gelegt und mit einem Nudelholz ausgerollt. Dadurch brechen die Zellstrukturen auf, und die wertvollen Inhaltsstoffe treten aus. Einfach auf die Stelle legen und mit Binden oder Schals befestigen. Bei Brustwarzenentzündungen kann es auch in den BH gelegt werden. Je nach Empfinden nach fünf bis 20 Minuten entfernen. Es kann mehrfach am Tag wiederholt werden.
Neben den bereits genannten Inhaltsstoffen wirken auch Flavonoide und Senfölglykoside durchblutungsfördernd und entzündungshemmend. Durch den hohen Wassergehalt ist er auch kühlend.
Rezepte
Grün- oder Palmkohlchips
Zutaten:
- 150 g rippenfreie Blattstücke
- ein paar Tropfen Olivenöl
- Salz und Gewürzen bspw. Curry
Zubereitung:
- Alle Zutaten vermengen, bis die Blätter benetzt sind.
- Auf einem Backpapier oder Gitter die Blätter nebeneinanderliegend im Ofen (alternativ im Dörrautomaten) bei ca. 170 °C Umluft 2 bis 5 Minuten kross
Grünkohl-Smoothie
Zutaten:
- 100 g Grünkohl
- 1 Apfel (Granny Smith)
- ½ Salatgurke
- 1 Handvoll Kräuter (Petersilie und Kerbel)
- 8 Eiswürfel
- 1 Limette (Saft)
- Mineralwasser zum Auffüllen
Zubereitung:
- Den Grünkohl waschen, putzen und die harten Stiele entfernen.
- Den Apfel und die Gurke waschen und in grobe Stücke schneiden.
- Kräuter abbrausen, trocken schütteln und die Blätter abzupfen.
- Den Grünkohl mit den Kräutern, dem Apfel, der Gurke, den Eiswürfeln sowie dem Limettensaft im Mixer fein pürieren.
- Auf 4 Gläser verteilen und mit Mineralwasser aufgefüllt servieren.
Speed-Kimchi
Zutaten:
- 1 Spitzkohl (500 g)
- 1 TL feines Meersalz
- 1 Zwiebel
- 2 Knoblauchzehen
- 20 g Ingwer
- 1 rote Chilischote
- 2 EL Sojasauce
- 2 TL edelsüßes Paprikapulver
- 1 TL Agavendicksaft
- 1 Limette (Saft)
- ½ TL Zucker
- 1 reife Mango
Zubereitung:
- Den Spitzkohl waschen, halbieren und den Strunk entfernen, in mundgerechte Stücke schneiden, in eine Schüssel geben und mit dem Meersalz bestreuen.
- Beides gut vermengen und dabei ordentlich andrücken, damit die Zellen der Kohlblätter aufbrechen und ihr Wasser abgeben.
- 3 Stunden gären lassen.
- Gegen Ende der Gärzeit Zwiebel, Knoblauchzehen und Ingwer schälen und in feine Würfel schneiden.
- Chili waschen und mit Kernen ebenfalls fein würfeln.
- Alles zum Kohl geben und unterheben.
- Sojasauce, Paprikapulver, Agavendicksaft, Limettensaft und Zucker ebenfalls hinzugeben und vermengen.
- Zum Schluss die Mango schälen, das Fruchtfleisch vom Stein lösen, in mundgerechte Stücke schneiden und unter den Kohl heben.
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Dieser Beitrag wurde von Kristin Metz, Tutorin der Online-Ausbildung Phytotherapie, verfasst.