Vor kurzem las ich ein Zitat, welches das Thema Sucht recht gut beschreibt: „Sucht kommt nicht von Drogen, sondern von betäubten Träumen, verdrängten Sehnsüchten, verschluckten Tränen und erfrorenen Träumen.“
So viele verschiedene Arten von Süchten es gibt, so viele und noch viel mehr Gründe gibt es eine Sucht zu entwickeln. Keiner beschließt, ich werde jetzt süchtig! Und vielen fällt es erst auf, wenn sie schon mitten drin sind in der Sucht. Nehmen wir das Beispiel Alkohol, die meisten von Ihnen trinken gern abends zum Abschalten noch ein Glas Bier oder Wein. Auch das ist schon eine Art von Abhängigkeit, denn Sie bedienen sich einer Substanz um einen gewissen Seins-Zustand zu erreichen. Mit der Zeit entwickeln Sie eine Toleranz, dass eine Gläschen reicht vielleicht nicht mehr aus, es muss ein weiteres Gläschen her… bis sich Ihr Körper peu a peu an die Mengen gewöhnt hat und immer mehr benötigt oder auch der Promillegehalt des Getränkes gesteigert werden muss. Wenn Sie daran gewöhnt sind, möchte Ihr Körper natürlich regelmäßig seine Substanz haben, das zeigt er an mit Entzugserscheinungen wie Zittern, Schweißausbrüchen, Unruhe und dem Starken Verlangen, erneut zu trinken. Anfangs der Blick auf die Uhr, ob die Tankstelle noch geöffnet hat, bis irgendwann heimlich Vorräte versteckt werden oder auch das Rasierwasser oder der Hustensaft als Ersatz herhalten muss. Da Alkohol das Belohnungssystem Ihres Gehirns aktiviert, sind Sie ständig auf der Suche wie Sie Alkohol beschaffen können. Hinzu kommt das soziale Umfeld welches evtl. Abhängigkeiten fördern kann, der Gang zum Wöchentlichen Stammtisch kann zur Tortur werden, denn Sie wissen genau, bei einer Maß Bier wird es nicht bleiben! Also trinken Sie schon eine vorher, so dass Sie auf Ihren Pegel kommen.
Alkoholikertypen
Wer wann wie oft trinkt, beschreibt Jellinek sehr gut. Jellinek unterscheidet 5 verschiedene Alkoholikertypen.
Der Alphatrinker, auch Problemtrinker genannt, trinkt um seelische Belastungen leichter aushalten zu können, er ist nicht körperlich abhängig sondern in erster Linie seelisch abhängig, er verliert nicht seine Kontrolle und wird langsam zum Beta Trinker. Dieser ist ein Gelegenheitstrinker. Er trinkt gerne in Gesellschaft und lässt sich auch gerne zu einem oder mehr Gläser Alkohol verleiten. Der Betratrinker befindet sich oft im Übergang zum Gammatrinker. Dieser ist ein Suchttrinker, er braucht Alkohol dringend für seine Seele und er verliert die Kontrolle über sich. Bei ihm wechseln sich Phasen ab zwischen exzessiven Trinkgelagen und absolut unauffälligen Phasen. Dagegen ist der Deltatrinker ein Spiegeltrinker, er ist körperlich stärker abhängig als seelisch. Der Deltatrinker braucht dringend eine Mindestmenge an Alkohol, um sich wohl zu fühlen. Ihm ist es deutlich anzusehen wenn er seinen Spiegel nicht erreicht hat; der Deltatrinker leidet an Entzugserscheinungen wie zitternde Hände, Durchfall, Schlaflosigkeit und fällt sozial auf wenn er nicht genügend getrunken hat. Der Epsilontrinker, auch Quartalssäufer genannt, ist psychisch abhängig. Er kann seine Abhängigkeit oft für sehr lange Zeit erfolgreich verheimlichen, denn er kann über Monate abstinent sein um dann wieder in exzessiven Alkoholkonsum zu fallen.
Gesellschaft und Alkohol
Da die meisten Menschen gerne Alkohol trinken und es auch zum Guten Ton gehört, sich über einen guten Tropfen austauschen zu können, ist die Alkoholsucht schon fast gesellschaftlich derzeit anerkannt.
Wenn früher davon ausgegangen war, dass Sucht ein Thema eher der extremen Lebensweisen sei, oder bestimmter Gesellschaftsschichten, sehr reich oder sehr arm, trifft es zunehmend mehr unsere breite Bevölkerung. Alkoholabhängigkeit kommt in allen sozialen Schichten und allen Altersgruppen gleich häufig vor. Einst ein Tabuthema, wird es heute relativ offen kommuniziert, denn irgendjemand kennt immer eine Person die süchtig ist. Ob Zigaretten, Alkohol, Internet, Spielen, Zucker, Arbeit, Tabletten, Essen und vieles mehr, das Thema Sucht ist allgegenwärtig. Alkohol und Tabak sind derzeit auf den vordersten Plätzen der Süchten. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich weltweit über 3 Millionen Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums. Wenn Sie einen Blick auf Deutschland werfen: über 9 Millionen Menschen konsumieren Alkohol auf eine nicht zu unterschätzende Art und Weise! Dabei gefährden sie nicht nur sich, sondern auch ihre Mitmenschen. Denn Süchtige leugnen gerne ihr Suchtproblem und winken alles ab! Besonders Männer sind häufiger dem übermäßigen Alkoholgenuss verfallen als Frauen. Gerne wird Abends ein Gläschen mehr getrunken, denn Alkohol wirkt erst lösend, entspannend, später dann bei einem weiteren Gläschen anregend, es gaukelt einem das Gefühl einer heilen Welt vor, alles wirkt freundlicher, schöner; ein Gefühl der „Happiness“ entsteht. Wird dann deutlich noch mehr getrunken, sinkt die Selbstkontrolle, Sie sind sturzbetrunken, aggressiv und vergessen sich und Ihre Manieren. Meist kommt es in diesem Zustand zu Gewaltexzessen, sexuellen Übergriffen und im schlimmstenfall setzen Sie sich in diesem Zustand noch hinter Ihr Steuer, sich maßlos überschätzend. Abstand und Geschwindigkeit kann in keinster Weise mehr realistisch eingeschätzt werden. Hier möchten wir nicht weiter denken, was alles dabei passieren kann!
Konsumieren Sie über einen längeren Zeitraum größere Mengen dieses Giftes, schädigen Sie Ihren Körper unwiderruflich bis hin zum Leberzerfall.
Aufgaben von Suchtberatern
Was können Sie als Suchtberater tun? Und wie können wir unsere Kinder unterstützen möglichst erst gar nicht süchtig zu werden? Dafür werden Aufklärungskampagnen in den Schulen durchgeführt. Doch wer ist für die vielen Erwachsenen da, die täglich in die Arbeit gehen und versuchen irgendwie ihr Leben mit der Sucht zu meistern?
Sucht war früher ein Thema meist für Kliniken, der Betroffene war auf Entzug gegangen, der Arbeitgeber hatte damit nicht viel zu tun, offiziell hatte man ein Rückenleiden oder ähnliches, es wurde verleugnet und verschwiegen. Dann gab es noch einige Beratungsstellen und die Gruppe der Anonymen Alkoholiker.
Heute nehmen Beratungsangebote auch seitens der Arbeitgeber zu. Das Thema wird offener angegangen, nicht erst wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, sondern schon präventiv.
Sinn macht es, das Thema Sucht in den Context Betriebliches Gesundheitsmanagement mit aufzunehmen! Als Suchtberater können Sie präventiv wirken, aber auch in der Wiedereingliederung unterstützen. Sind Sie Therapeut, dürfen Sie auch therapeutisch tätig sein! Gerade bei Rückkehrern aus der Klinik, die langsam erst einmal wieder Fuß fassen müssen in der Realität, wo alle alten Probleme auf sie warten und überall verfügbaren Verlockungen! Erfahrungsgemäß, dauert es mehr wie 1 Jahr, bis beispielsweise eine ehemalige Alkoholabhängigkeit einigermaßen stabil ist. Gerade hier, weit ab dem schützenden Klinikbereich, braucht es eine intensive Begleitung zum Beispiel durch das regelmäßige besuchen einer Selbsthilfegruppe in der er Rückhalt, Unterstützung und Motivation erfährt.
Als Suchtberater braucht es hier viel Fingerspitzengefühl, umfangreiche Beratungskompetenzen und auch das Standing im richtigen Moment den Betroffenen mit anderen Fachexperten aus Ihrem Netzwerk zu verbinden und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Den meisten Erfolg zeigt eine Kombination aus Psychotherapie und dem Besuch einer Selbsthilfegruppe. Seien Sie eine kompetente und wertvolle Stütze. Schaffen Sie Vertrauen, bauen Sie Brücken und helfen Sie ihm Schritt für Schritt ein Leben zu führen, in dem die Sucht nicht mehr gebraucht wird und überflüssig ist! Oftmals muss ein komplett neues soziales Umfeld geschaffen werden, ein neuer Arbeitsplatz muss her, vielleicht auch ein Ortswechsel usw., Abhängige die lange in ihrer Sucht waren, starten meist ein komplett neues Leben. Seien Sie mit Ihrem Wissen und Handeln eine helfende Hand, vermitteln Sie Chancen und Möglichkeiten. Vielleicht wird auch Ihre Hilfe benötigt in seinem persönlichen Umfeld, Sie verfügen über das Wissen ehemalige Co Abhängige mit in den Neugestaltungsprozess einzubeziehen. Eventuell benötigt der ehemalige Abhängige auch Unterstützung bei Behördengängen, Finanzenklärung usw. Sie sehen, das berufliche Feld eines Suchtexperten ist vielseitig und groß!
Was es alles an Fachwissen und Beratungskompetenzen braucht, um erfolgreich in diesem zunehmend mehr gefragten Berufsbild arbeiten zu können, erlernen Sie im Fachseminar Suchtberater / Suchttherapeut an der Deutschen Heilpraktikerschule München unter der Leitung von der Dipl. Psych. Julia Krebs.
Ihnen werden alle Grundlagenkenntnisse über das Thema Sucht und Abhängigkeit sowie Entstehungsursachen vermittelt. Der Schwerpunkt liegt anschließend im Praxisteil: wie Sie den Erstkontakt gestalten, wie Sie ein Anamnesegespräch 1 zu 1 führen. Sie lernen eine Selbsthilfegruppe anzuleiten, erfahren verschiedene Behandlungsansätze und üben praktisch die Praxis!
Auch als ehemaliger Betroffener, stellt dieses Fachseminar einen wertvollen Beitrag für Ihre Weiterentwicklung dar. Sie dürfen zwar dann nicht therapeutisch arbeiten, aber all Ihre Erfahrungen und persönlichen erlernten Kompetenzen als fachkundiger und dringend benötigter Berater weitergeben!
Unterstützen Sie andere und beraten Sie kompetent und professionell!
Dieser Beitrag wurde von Nicole Steckenleiter verfasst.
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