In unserem Beitrag zum Aderlass wurde der Wegbereiter unserer modernen Ausleitungsverfahren Dr. Bernhard Aschner bereits kurz vorgestellt. Nunmehr möchten wir uns etwas mehr auf seine Person konzentrieren und Ihnen diesen einflussreichen Arzt und Physiologen vorstellen.
Aschners Ausbildung
Bernhard Aschner wurde am 29. Januar 1883 in Wien als Kind jüdischer Eltern geboren. Nachdem er in seiner Heimatstadt erfolgreich das Gymnasium besuchte, studierte er an der örtlichen Universität Medizin. Während seines Studiums kam er schon sehr stark in Kontakt mit der Anatomie. Nicht nur wegen der Vorlesungen, sondern weil er als studentische Hilfskraft im Institut für Anatomie arbeitete. Nach seiner Promotion im Jahr 1907 blieb er der Anatomie treu und arbeitete als Operateur bis 1912 an der I. Universitätsfrauenklinik in Wien.
Austritt aus dem Judentum & Emigration
1912 trat er aus dem Judentum aus. Im folgenden Jahr habilitierte er in Berlin im Fach Geburtshilfe und Gynäkologie. Im ersten Weltkrieg half er tatkräftigt mit seinem medizinischen Fachwissen in den Spitälern, worauf er mit dem Ritterkreuz des Franz-Josephs-Ordens ausgezeichnet wurde.
Trotz seines Austritts aus dem Judentum, durfte er nach der Annexion Österreichs durch das Dritte Reich nicht weiter lehren. Er zog die Emigration in die Vereinigten Staaten von Amerika vor und wurde dort im Jahre 1945 eingebürgert. Lange Zeit führte er dort erfolgreich zwei große Rheumaambulanzen und wendete seine Ausleitungsmethoden erfolgreich an. Er starb am 9. März 1960 in New York City.
Ausleitungsverfahren nach Aschner
Bernhard Aschner erforschte in den 1920- bis 1930er-Jahren die noch heute gültigen und angewandten Indikationen. Aschner prägte erfolgreich das moderne Verständnis der Ausleitungsverfahren und eröffnete ihnen damit den (Wieder-)eintritt in die Naturheilkunde. Er gilt als Begründer der sog. Konstitutionstherapie, seine 1908 erstmals erschienenen Werke werden bis heute in aktualisierten Auflagen herausgegeben.
Aschners Formen verbanden externe Methoden mit inneren Anwendungen als ein Gesamtkonzept einer Konstitutionstherapie. Die Aschnerverfahren dringen tief in die Kausalität einer gestörten Selbstregulation des Organismus ein, da sie am Grundsystem (Pischinger-Raum) zwischen den Zellen ansetzen. Dadurch wirken sie regulativ und nicht unterdrückend. Andere Naturheilverfahren werden oft erst danach wieder wirksam.