In meiner Heilpraktikerpraxis arbeite ich gern mit Teemischungen, die ich individuell für meine Patienten zusammenstelle. Diese werden dann in der Apotheke hergestellt. Hier kommen schon mal Preise von 10 bis 15 € pro 100 g zusammen. Gerade bei organbezogenen Tees kommt dann häufig die Frage: „Geht da nicht auch der Lebertee aus der Drogerie?“ Deswegen beantworte ich heute folgende Frage:
Warum sind Teemischungen in der Apotheke so „teuer“?
Um das klären zu können, müssen wir erst einmal einen kleinen Schritt in die Phytotherapie machen: Die Pflanzenheilkunde ist die älteste Heilkunde, die die Menschheit kennt. Nachdem sie im 20. Jahrhundert zunehmend der Schulmedizin wich, ist sie in einigen medizinischen Indikationen schon wieder ein wichtiger Bestandteil. Gerade in der Selbstmedikation erlebt sie im 21. Jahrhundert glücklicherweise eine Renaissance.
Nur Pflanze ist nicht gleich Pflanze. Ihren Gehalt an wirkenden Inhaltsstoffen macht sie abhängig von ihrem Standort, der Temperatur, der Bewässerung und dem Gutzureden. Pflanzen sind eben auch nur Menschen und haben dort die meiste Kraft, wo sie sich am wohlsten fühlen.
Arzneitees aus der Apotheke unterliegen sehr strengen Richtlinien, was ihren Anbau und ihren Gehalt an Wirkstoffen betrifft. Entsprechen diese nicht den Anforderungen, werden sie in der Arzneiteeindustrie nicht weiterverarbeitet. „Mangelware“ wird zum Beispiel an die Gewürzindustrie weiterverkauft.
Des Weiteren achten die Hersteller von Arzneitees darauf, dass nur die wirkstoffreichen Pflanzenteile im Endprodukt landen. Das bedeutet, dass in der Apotheke ausschließlich Kamillenblüten verkauft werden und kein Kamillentee, der auch noch das restliche Kraut enthält, was mehr als 90% der Gesamtpflanze ausmacht. Das schmälert unglaublich die Wirkung der Pflanze. Pfefferminzblätter werden vor der Trocknung vom Stängel gepflückt, was verhindert, dass sich beim Trocknungsprozess die Inhaltsstoffe nicht in ihn zurückziehen können.
Es wird also sehr darauf geachtet, dass nur der wirkbestimmende Teil der Pflanze verwendet wird. In Tees, die in Supermärkten und Drogerien verkauft werden, findet das in den meisten Fällen keine Berücksichtigung. Vor allem die vermeintlich „preisgünstigen“ Tees werden häufig noch mit Parfümölen behandelt, damit die Teebeutel auch nach dem riechen, was auf der Verpackung steht, weil der Inhalt der Beutel das meist nicht mehr hergibt. Der jeweilig betriebene Aufwand zeigt sehr deutlich, wie die Preisunterschiede zustande kommen können. Hochqualitative Tees haben einen viel zeit- und kostenaufwendigeren Weg durchwandert als ihre minderwertigeren Verwandten.
In den letzten Jahren sind durchaus auch viele Firmen entstanden, die mit ähnlich hohen Qualitätsstandards arbeiten, wie die pharmazeutischen Kollegen, weswegen sie sich auch im gleichen Preisspektrum bewegen. Diese sind in Bioläden, Reformhäusern und tatsächlich auch in gut sortierten Supermärkten und Drogerien zu finden. Außerhalb der Apotheke ein vergleichbares Niveau zu finden, bedarf etwas Know-how und Erfahrung, ist aber möglich.
Den Service einer individuellen und fachgerechten Mischung erfahren Sie nur in der Apotheke Ihres Vertrauens. Leider betreiben viele meiner „alten“ Kollegen diesen Aufwand aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr. Als gelernte PTA (Pharmazeutisch-technische Assistentin) stimmt mich das traurig, da es eines der vielen Bestandteile des Berufes war, die ihn abwechslungsreich gestaltet haben. Teemischungen herstellen hatte für mich noch so etwas von Verbundenheit zu meinen pharmazeutischen Ahnen.
Ich hatte das große Glück, meine 15 Jahre als PTA in 2 Apotheken absolvieren zu dürfen, die sich diesen Ursprüngen weiterhin annehmen.
Fazit
Meinen Patienten gebe ich immer folgenden Rat: Dient Tee nur der Flüssigkeitszufuhr und dem Zuführen von Geschmack, wenn es um die Quelle des Lebens geht, kaufen Sie Ihren Tee, wo Sie möchten. Wenn Sie sich eine Wirkung wünschen, achten Sie auf eine gute Qualität!
Hier finden Sie alle Informationen zu unserer Online-Ausbildung Phytotherapie.
Dieser Beitrag wurde von Kristin Metz, Tutorin der Online-Ausbildung Phytotherapie, verfasst.
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