Supervision in der Psychotherapie – eine Angebot für (angehende) Heilpraktiker für Psychotherapie

Supervision in der Psychotherapie – eine Angebot für (angehende) Heilpraktiker für Psychotherapie

Kennen Sie das? Sie haben diese eine Patientin oder diesen einen Patienten, mit der oder dem es in den Therapiesitzungen oftmals zäh oder schwierig ist? Sie haben da einen Fall, der Sie nicht loslässt und auch nach Ende der Sitzung noch beschäftigt? Oder Sie fragen sich manchmal, welche Rolle Sie eigentlich gerade in den ablaufenden Prozessen mit den Patienten spielen? Dann könnte Ihnen Supervision helfen. Supervision ist eine von psychosozialen Berufsgruppen und zunehmend auch in wirtschaftlichen und Non-Profit-Kontexten genutzte Beratungsmethode mit dem Ziel der Reflexion von arbeitsweltbezogenen Thematiken oder Problemen.

Durchgeführt wird Supervision in verschiedenen Settings. In der Einzelsupervision hat der Supervisand, also derjenige, der Supervision in Anspruch nimmt, die Möglichkeit, in regelmäßigen Sitzungen eigene  arbeitsbezogene Themen zu besprechen, zu reflektieren und alternative Lösungen zu erarbeiten. Diese Themen können beispielsweise aus dem Bereich der Fallarbeit mit Patientinnen und Patienten, aus dem Bereich Zusammenarbeit mit Kollegen oder Führung oder aus dem Bereich der eigenen beruflichen (Weiter)Entwicklung kommen.

In der Teamsupervision werden zum einen teambezogene, häufig gruppendynamische Themen reflektiert. Daneben finden in der Teamsupervision häufig Fallbearbeitungen statt.

Gruppensupervision wiederum findet mit mehreren Teilnehmern statt, die keine strukturelle berufliche Zusammenarbeit aufweisen, jedoch in der Regel aus dem gleichen oder ähnlichen (meist psychosozialen) Berufsfeldern stammen. Hier werden meist Fallbesprechungen durchgeführt, jedoch ist  auch die Arbeit an Themen der beruflichen Weiterentwicklung im jeweiligen Berufsfeld möglich.

Wie läuft eine Supervision ab?

Im Folgenden soll der Ablauf einer 2-stündigen Sitzung modellhaft dargestellt werden.

Nach dem Ankommen gibt es eine erste Gesprächsrunde, welche der Themensammlung für die aktuelle Sitzung dient. Die Teilnehmenden berichten, wie es ihnen in Bezug auf die Arbeit momentan geht und welche kniffligen Fälle oder schwierigen Situationen sie in den vergangenen Wochen erlebten. Zum Abschluss der Eröffnungsrunde wird der Fahrplan für die Sitzung festgelegt. Je nach Anzahl der eingebrachten Fälle und dem gegebenen Zeitbudget werden einer oder mehrere Fälle besprochen. Die konkrete Fallbesprechung gliedert sich dann in mehrere Phasen.

Der Falleinbringer berichtet frei vom Fall, von den involvierten Patienten, von Rahmenbedingungen, Thematiken und Weiterem, was wichtig ist. In dieser Fallschilderung wird häufig bereits die Fragestellung oder das Anliegen an die Supervisionssitzung deutlich. Andernfalls wird durch den Supervisor der Auftrag / die Frage an die heutige Sitzung erfragt. Die zuhörenden Teilnehmer bekommen nach Vortragen des Falleinbringers und Auftragsklärung die Gelegenheit, Verständnisfragen zu stellen.

Die nun folgende zweite Runde wird sich je nach Akteuren und Thema sehr unterschiedlich darstellen: In der einen Gruppensupervision findet möglicherweise ein Austausch der anderen Teilnehmenden gemeinsam mit dem Supervisor über das Gehörte und das gemeinsame Bilden von Hypothesen über die zugrundeliegende Problematik statt. Daran anschließend könnten Lösungsideen der Teilnehmerinnen diskutiert werden, bevor der Falleinbringer wiederum auf das Gehörte Bezug nehmen kann und für sich und die Gruppe definiert, welche Redebeiträge hilfreich und nutzbringend waren.
In einer anderen Supervisionssitzung wird die Gruppe möglicherweise den verbalen Austausch erweitern und die vorgestellte Fallkonstellation in weiteren Ebenen erlebbar machen. Hier kommen beispielsweise Methoden aus dem Psychodrama oder der Systemischen Therapie (Aufstellungen, Arbeit mit dem leeren Stuhl etc.) zur Anwendung. Der vom Falleinbringer vorgestellte Fall wird also durch den Falleinbringer und häufig durch weitere Teilnehmerinnen auf verschiedenen kognitiven, emotionalen und erlebnisorientierten Ebenen durchdrungen, bevor sich auch hier wieder eine Phase der Reflexion über das eben Erlebte und eine Integration in die Arbeit / eine Idee zum Weiterarbeiten mit dem Fall anschließt.

In der Gruppensupervision profitiert neben dem Falleinbringer, der konkreten Nutzen für eine als schwierig erlebte berufliche Fallkonstellation / Beratungssituation erlebt, auch jede weitere Teilnehmerin. Durch den gemeinsamen Austausch und das Reflektieren über Fälle wird das Denken über eigene Fälle erweitert, Aha-Erlebnisse im Sinne von „Ach, so machst du das“ stellen sich ein und zukünftige schwierige Beratungssituationen werden im Sinne eines zukunftsgerichteten Probehandelns bereits einmal durchlebt.

Hieraus ergibt sich für Heilpraktiker für Psychotherapie die Chance einer stetigen Professionalisierung ihrer Arbeit. Man findet Raum und Zeit, um eigene als schwierig oder belastend erlebte Situationen aus der eigenen Arbeit in geschütztem Rahmen zu besprechen, zu reflektieren und an Lösungsideen zu arbeiten und stellt sich und seine berufliche Weiterentwicklung somit in den Dienst der aktuellen und zukünftigen Patientinnen.

 

Dieser Beitrag wurde von Lars Jankowski, Dozent an der Deutschen Heilpraktikerschule Leipzig, verfasst.

Kommentar verfassen

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.