Das Baunscheidtverfahren nach Carl Baunscheidt
Das Baunscheidtverfahren ist ein Hautableitungsverfahren, bei dem über eine großflächige Reizung ein künstlicher Heilausschlag produziert wird. Dabei wird durch vorherige Perforation (Stichelung) der Haut und anschließende Behandlung mit reizenden Ölen eine lokale Entzündung herbeigeführt.
Mit dieser Komplementärmethode werden vor allem bei chronischen Entzündungen, Schmerz- und Reizzuständen sowie Verkrampfungen recht gute Erfolge erzielt.
Entwickelt wurde dieses Verfahren zu Ende des 19. Jahrhunderts. Entdecker dieser Methode ist der Mechaniker und Erfinder Carl Baunscheidt. Überliefert wurde, dass er jahrelang unter Rheuma gelitten hatte, als ihn eines Tages, während er in seinem Garten schlief, Mücken in seinen beinahe schon steifen Arm stachen. Der Arm schwoll an und entzündete sich – doch als die Folgen der Insektenstiche abgeklungen waren, waren auch die Beschwerden verschwunden.
Da kam Baunscheidt auf die Idee, einen Apparat zu entwickeln, der Mückenstiche nachahmt. Das Gerät, mit dem dabei gearbeitet wird und später den Namen „Lebenswecker“ erhielt, ist eine dicke Scheibe, die mit 25 bis 30 feinen Stahlnadeln bestückt wurde. Diese Nadeln werden durch eine Feder in die Haut geschnellt. Die genadelten Stellen werden mit aromatisch riechenden und reizenden Ölen eingerieben. Auf den derart behandelten Stellen entsteht eine starke Rötung. Selten bekommt der Patient leichtes Fieber. Die kleinen Pusteln, die sich bilden können, enthielten unter der Originalrezeptur von Baunscheidt (die verloren gegangen ist) auch sterilen Eiter und verschwinden wieder innerhalb weniger Stunden bis Tage.
Ein Paradebeispiel für die Wirkung des Baunscheidtverfahrens ist der Maler Franz von Defregger, der mit 40 Jahren an einer Totallähmung beider Beine litt, die nach zweijährigem Gelenkrheumatismus auftrat. Nach einer Reihe von “Nadelungen”, so wird berichtet, konnte Defregger wieder normal gehen.
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